Sooo, ich hab es getan. Ich hab den Vergaser zerlegt.
Vorgeschichte:
Mein SJ413 ist immer sehr schön gefahren - von 0 bis 100 km/h nicht einmal verschluckt, keine Leistungsverluste, keine Zicken, immer in den ersten 2-3 Umdrehungen des Starters gestartet, extremst zuverlässig. Ich war damit sehr glücklich. Sehr unglücklich war ich aber mit dem Leerlauf: Manchmal hielt er den Leerlauf bei 2000 U/min, manchmal ging der Leerlauf "normal", manchmal ging der Motor einfach aus, sowie man den Fuß vom Gas nahm und die Kupplung getreten hat. Ich habe mir die Finger wund gebastelt beim Einstellen - aber es war nichts zu holen. Wenn der Leerlauf "normal" war, haben alle Einstellschrauben die gewünschte Wirkung gezeigt, wenn er aber 2000 U/min hielt, war es egal was ich daran herumgepfuscht habe - keine Schraube hatte eine nennenswerte Wirkung. Wenn er aber ausgehen wollte, konnte ich auch da nichts machen - weder der Schnellleerlauf durch elektrische Verbraucher, noch irgendwelche Einstellungen konnten da helfen. Nur gestartet ist er immer super zuverlässig.
Nun ging mir das schon sehr lange auf die Nerven - gerade beim Rangieren mit Anhänger o.ä. kann man es nicht brauchen, dass der Motor ständig ausgeht - und das wurde immer häufiger der Fall. Schlussendlich konnte ich kaum noch in der Stadt fahren, weil an jeder einzelnen Kreuzung der Motor ausging.
Ich hab mich also dazu durchgerungen, den Vergaser zu zerlegen. Es war wohl an der Zeit - der Filter im Vergaser war ziemlich dreckig, die Düsen hatten etwas Dreck angesetzt, und die Achsen der Drosselklappen waren etwas verklebt. Alles in allem das, was man nach >30 Jahren so erwarten kann. Ich hab also alles zerlegt, gereinigt, vieles getauscht (Stößel der Beschleunigerpumpe, Filter, Nadelventil, Anreicherungsventil, alle Kleinteile die ich irgendwie neu bekommen konnte, alle Dichtungen usw) und wieder zusammengebaut. Ich habe glaube ich noch nie etwas mühsameres gebastelt - so viele kleine Schrauben! SO VIELE FEDERN! Alle unterschiedlich! Viele Schrauben auch festgegammelt, so fest dass ich sie mit dem (manuellen!) Schlagschraubendreher rausholen musste. Das war auf jeden Fall nichts für schwache Nerven. Bonus war natürlich, dass ich dabei auch noch eine der Schrauben, die die Starterklappe an der Achse befestigen, abgebrochen habe... Gruß an dieser Stelle an meinen Nachbarn, der aus irgendeinem Grund eine Kaugummidose voll M2,5 Schrauben liegen hatte, in der passender Ersatz zu finden war.
Nach 2 Tagen zerlegen, reinigen, zusammenbauen hab ich den Vergaser wieder eingebaut, und das Auto ist sofort gestartet. YEAH. Und was soll man sagen - der Leerlauf ist nun _immer_ da wo man ihn einstellt, der Motor geht nicht mehr aus, auch wenn er lange im Leerlauf steht, Alle Unterdruckdosen tun was sie sollen, alle Einstellschrauben stellen genau das ein, was sie einstellen sollen. Ich habe den Vergaser dann noch nach der "Vergaseranleitung" die hier im Forum kursiert eingestellt, und bin sehr, sehr glücklich. Der große Aufwand hat sich komplett gelohnt, es ist echt ein ganz anderes Fahren jetzt.
Wer auch noch sowas vor sich hat: Sei clever, cleverer als ich, und mach VIELE Fotos oder ein Video dabei - ich hatte viel zu wenige Fotos, die Explosionszeichnungen sind nicht ausreichend, ich habe viel Zeit damit verbracht herauszufinden was wo hin kommt.
Nur eines habe ich noch, vielleicht fällt jemandem was dazu ein: Während der Motor vor der Vergaserüberholung grundsätzlich immer sofort gestartet ist (und dann Probleme im Leerlauf hatte), Ist es nun andersrum: Der Leerlauf (und alle anderen Fahrzustände) gehen perfekt, aber beim Start fühlt es sich so an, als würde der Motor keinen Sprit bekommen. Ich muss beim Starten entweder 3-4x das Gas treten um mit der Beschleunigerpumpe etwas Sprit reinzukriegen, oder 10-15 Sekunden "orgeln", damit der Motor startet. Läuft der Motor dann einmal, läuft er extrem ruhig (na gut, so ruhig wie ein alter Suzukimotor eben läuft) und verschluckt sich nicht. Dies ist sowohl im heißen, als auch im kalten Zustand, sowie er mehr als ca. eine Minute steht.
Meine Idee: Kann es sein, dass das Magnetventil undicht ist, und der Sprit zurück zum Tank läuft, so dass Luft in der Leitung ist? Sollte das überhaupt ein Problem sein, da ja die Schwimmerkammer voll ist?
Alternatividee: Das Wachselement kühlt zu schnell ab und hält die Starterklappe zu, aber sowie wieder Kühlwasser durchfließt wird es schnell wieder warm - aber das würde das Verhalten im kalten Zustand nicht erklären, und ich glaube nicht dass das Wachselement in einer Minute abkühlt und in 10 Sekunden wieder heiß wird...
Was gibt es noch für Ideen, die den Start und die allerersten Sekunden nach dem Start erschweren, während sich danach sofort ein ruhiger und gleichmäßiger Motorlauf einstellt?