Soderle... lang hab ich mitgelesen, fast noch länger hab ich gesucht, gefunden habe ich, für 500Euro einen 410er bei einem Schotterplatz Händler, keine 10 Minuten vom Haus meiner Eltern entfernt. Keiner wollte ihn haben, anspringen wollte er auch nicht, aber der Starter hat gleichmäßig durchgezogen und von 4 Bremsen hängen nur zwei. Also quasi ein Neuwagen. Nach der üblich wilden Verhandlung, wurde der Anfangspreis von astronomischen 1200 Euro auf besagte 500 runtergehandelt und weil ich eigentlich dachte, er hat einen Autotransporter noch mal 50 für die Lieferung (es waren wirklich nur 3-4km) draufgeschlagen.
Was ist das Gurkerl genau: Ein im September 1983 erstmalig zugelassener SJ410 mit einer recht niedrigen Fahrgestellnummer (542xxx), was mich zusammen mit den Fakten, dass kein Bremskraftverstärker, aber Scheibenbremsen (sind auch so schon im Typenschein vermerkt auf einem Extrablatt direkt von Suzuki), kein Schalter am Verteilergetriebe und spindeldürre Kardanwellen. (Bilder folgen in den nächsten Tagen, nicht zuletzt auch, weil ich vermutlich Hilfe bei der Identifikation der Radbremszylinder hinten brauchen werde.) All das lässt mich vermuten, dass ich es wohl mit einem Typ1 zu tun hab.
Man kann erkennen, dass der Händler mind. so glücklich war wie ich, dass er das Gurkerl weiterkriegt, weil es sich unter all dem Laub und Moos langsam zum Essig-Gurkerl gewandelt hat.
Im Inneren - klassisch früher 410er mit dem alten Cockpit, 4-Gang-Getriebe und Parksperre hinten.
Es war ja so, ich hab zugegebenermaßen ein bissl gezockt. Andererseits, die 500 Euro hätte man wohl immer irgendwie reingekriegt, insofern, vielleicht wars gar ned so wild. Wie ich festgestellt hab, dass die beiden Wahnsinnigen (der Händler und ein Kumpel von ihm) den Suzuki mal so locker flockig die paar Kilometer hergeschleppt haben, ist mir ziemlich, ziemlich das Herz übergegangen vor Freude. Weil das heißt auch, dass die Bremsen zumindest irgendwas tun müssen (je eh, 2 von 4 stecken ) oder der gute Mann hat wirklich einen wilden Todeswunsch. Jetzt isses so, dass ich mir durch Zufall schon während meinem Geschichte-Studium bei einem prof. Oldtimer-Restaurator und -Händler was dazu verdient hab und eigentlich auch nur (Alltags-)Motorräder aus der gleichen Ära besitze.
Also Verteilerkappe runter, Rotor geputzt, Kontakte 2-3 Mal durchgezogen und wir haben wieder Funken.
Wenn man Funke und Starter hat, kann man eigentlich mal sein Glück versuchen (ernsthaft, genau so ist vor 2 Jahren mein Lada dann auch einfach angesprungen)
https://www.youtube.com/shorts/leWR6SNKP1o
Er ist zwar gelaufen, aber es war offensichtlich, dass entweder die Benzinpumpe nicht fördert oder der Vergaser verpickt ist. Kurzfassung: die Benzinpumpe war es nicht. Der 410er Vergaser ist ja, für einen Motorradlschrauber ein Traum, (beinahe) alles ist von oben erreichbar und auch noch schön logisch aufgebaut.
Schwimmerkammerdeckel runter, zerlegt und Sieberl geputzt...
... weil so sah die "Sauce" aus, die da im Vergaser rumgegeistert ist.
Also über Nacht Vergaserreiniger (da gibt einen tollen von ERC) einwirken lassen, am nächsten Morgen (wir sind jetzt bei Freitag) abgelassen, ausgeblasen und naja... er hat Leerlauf und er läuft recht schön. Gefühlt würde ich sagen, bei den beiden Membranen auf der Unterseite ist noch wo Dreck drin, da werde ich wohl wirklich den Vergaser noch mal abmontieren, weil die (ich würde vermuten) Beschleunigerpumpe tut da noch nix, da verschluckt er sich ganz wild.
https://www.youtube.com/watch?v=Jy5rrIxeNKs
Weil das Gurkerl so brav war (und ich im Gegensatz zum Lada einfach zu einem KFZ-Teilehändler fahren kann um Teile zu kaufen), gabs dann ein bissl Belohnung - ein Luftfilter:
... und weil er zwar am Stecker abgebrochen, aber auch für wilde 5 Euro verfügbar war, ein Kühlwassertemperaturfühler.
Und weils so schön war, hat er gleich noch einen kräftigen Schluck Frostschutz gekriegt, weil anders als ursprünglich erwartet, war der Kühler nämlich nicht trocken...
Irgendwie, war ich ja jetzt schon so weit, also warum nicht wirklich ein paar Meter fahren probieren? Ich meine er läuft, er bremst (oder sowas ähnliches) und ich hab hier so 150-200m auf dem Grund meiner Eltern und Großeltern, wo ich es probieren kann... wie unschwer zu erkennen ist, jetzt steht der kleine Lauser andersrum da.
Wie gehts jetzt weiter: Während der eine oder andere das hier vielleicht am Sonntag Vormittag liest, bin ich in meiner kleinen Werkstatt und schweiße mir eine Abziehbrücke für die Bremstrommel und kann die dann hoffentlich vor dem Mittagessen noch zum Einsatz bringen und ein paar Fotos schießen. Selbiges ist der Plan für vorne, wobei so wie ich das verstanden hab hier im Forum: der sollte die ganz normalen Japaner-Bremszangen vorne drauf haben, sprich da muss ich mich nur noch entscheiden, kaufe ich den Reparatursatz oder bei dem hier im Forum nicht ganz unbekannten Händler in Ungarn einfach gleich zwei neue Zangen.
Ach ja Rost: danach habe ich sehr intensiv gesucht und wurde kaum fündig... im rechten Kotflügel unter der Batterie, im Fahrerfußraum neben der Kupplung (abgewetzt), unter dem Fahrersitz das äußere Ende der Rahmenaufnahme (aber Kabinenseitig, nicht der Rahmen selber) und hinten die beiden Radhäuser sind ein modernes Kunstwerk, so oft wurden die geflickt. Wie geht das? Die Unterseite vom Gürk'chen ist gefühlt in einer Zentimeter-dicken Schicht Seilfett ersäuft, im Motorraum sieht man es auch ein bissl auf den Innenkotflügeln, aber da sinds nur normale Mengen. Ich glaube, ich hab Glück gehabt.
Wer den Text im englischen Orignal lesen möchte, hier ginge es zu meinem Blog: https://greasygreg.blogspot.com/2024/01/proejct-pickle-suzuki-sj410.html
P.S.: Die Seuchenbrutstätte namens originaler Teppich liegt jetzt mal getrennt vom Auto... kA warum da soviel Mäusekot drin war.