Winde eingebaut.

Ihr wollt uns an euren Umbauten o.ä. teilhaben lassen??
... dann hier rein damit!

Re: Winde eingebaut.

Beitragvon ohu » Do, 15 Aug 2019, 20:07

flojoe73 hat geschrieben:Tolles Fahrzeug, toller Bericht - muss ein mieses Gefühl gewesen zu sein nicht mehr lenken zu können - absoluter Albtraum...


Danke fürs Lob.
Oh ja. Total beschissen. An sich fühlt es sich ganz ähnlich an, wenn die VA bei einem Sprung/Buckelpiste abhebt, bin es also auch etwas gewohnt, das es sehr leichtgängig werden kann und das Auto nicht gleich reagiert. Aber irgendwie war das dann doch etwas lang. :?


Und ihr seid mit dem Rahmen-Flickwerk dann noch weitergefahren? Respekt =D>


Na logisch? Warum aufgeben? Sonst hätt sich die Arbeit ja nicht gelohnt. War ja auch sauber geschweißt.

Die Fotos auf der Piste sind übrigens genial, wer hat die denn gemacht?


Actiongraphers bzw. Dutch Rallye Press. Das sind zwei Fotografenteams, welche die Rallye begleiten. Sorgen immer wieder für sehr schöne Erinnerungen. :twisted:
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Re: Winde eingebaut.

Beitragvon ohu » Do, 15 Aug 2019, 21:43

Habe noch ein paar Bilder von der Bastelaktion bekommen.

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Re: Winde eingebaut.

Beitragvon ohu » Di, 20 Aug 2019, 20:43

Dienstag, 02.07.2019

Der heutige Tag ist zweigeteilt. 120km Etappe, 30km Überführung, 50km Etappe.
Mal sehen wie das Auto hält. Gestern Abend hat eine kurze Probefahrt gezeigt, dass wir wieder geradeaus fahren, aber richtig getestet wird die Reparatur zwangsläufig in der gewerteten Etappe, bzw. auf der Überführung zu Start. Gute Gelegenheit, den Tripmaster zu kalibrieren bzw. von GPS auf Radsensor umzustellen.

Start irgendwo im Wald, enge Wege, enge Kurven, wenig Platz, viele gemeine Buckel, die das Auto auch schnell aushebeln, wenn Bodenwelle und falsches Abbremsen zusammenkommen.

Recht bald zweigt der Weg für die Extremklasse ab, es geht durchs Unterholz. Kaum sichtbare Spuren, das Roadbook nutzt sie als Orientierungspunkt, an einer Kreuzung sind scheinbar viele verwirrt und suchen.

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Für Martin scheint es aber klar zu sein, "Geradeaus" lautet die Ansage. So fahren wir, lassen einige an der Kreuzung suchende Konkurrenten hinter uns und folgen den weiter schwer sichtbaren Pfaden.

Wir sind immerhin nicht die ersten, für uns liegen schon ein paar Spuren. Hinter dem Sturmhorst fahren wir.

Martin: "Jetzt sollte gleich eine Steilabfahrt kommen. Nein. Das ist viel zu flach. Passt nicht. Wenden."

Das hat Anke wohl auch gemerkt, wir sind auch nach der Wende wieder hinter ihnen. Stück zurück, rechts runter. Deutliches Gefälle. Wir biegen auf eine Stromleitungstrasse ein. Die ist schnurgerade, Höhenlinien sind egal, und so sind einige Steilstücke mit drin. Durch das trockene Wetter hält sich die Schwierigkeit in Grenzen, Sperren rein, etwas Schwung und alles ist fahrbar.

Eine Steigungsstufe später scheint dann nicht mehr fahrbar, es staut sich und Seilwinden laufen, drei oder vier Autos kämpfen. Der Sturmhorst direkt vor uns, die Beifahrerin ist schon mit dem Seil unterwegs.
Rechts der genutzten Spur sind noch 1,5 Autobreiten gerodete, aber überwucherte Spur, nicht zerwühlt wie links. Martin steigt aus und peilt die Lage.

Hias: "Schaug amoi da rechts, kenna mia so a fohrn?"

Martin: "Hier, hier und hier sind Baumstümpfe, du müsstest also erst rechts vorbei, dann links rüber und oben wieder rechts. Könnte klappen."

Während man links von uns mit der Winde wurschtelt, versuche ich ein Fahrmanöver. Mit Sperren oder ohne? Da ich nicht nur grade hoch muss, nur mit der hinteren.

Am ersten und zweiten Baumstumpf vorbei, vor dem dritten bekomme ich die Rechtskurve nicht mehr, muss anhalten, rutsche zurück auf den zweiten und hänge im Hang.

Mist. Seilwinde raus. Müssen das Seil quer rüber nach links spannen und dem Range in den Weg. Hilft ja nix. Aber wir sind ja schnell.
Trotzdem hakt es. Sollte vielleicht mit Radantrieb unterstützen.
Sagt sich leicht. Wenn man im Lockersandhang aber den Rückwärtsgang erwischt, während die Seilwinde nach vorne zieht, dann machen die Reifen genau eines: Vier Löcher graben. Das Auto legt sich innerhalb einer Sekunde um 30cm tiefer.
Mit Vorwärtsgang und viel Druck auf der Hydraulik geht es aber wieder raus und den Hang ganz hinauf.

Irgendwie haben wir uns so ein paar Plätze nach vorne gemogelt. Nicht ganz die feine Art, wenn wir die Hauptauffahrt trotzdem versperren. Egal, weiter.
Dreimal um die Kurve, CP-Stempel geholt und wieder auf die CC-Strecke eingebogen. Angasen.

Aber so richtig Fliegen lassen klappt noch nicht, der Crash gestern sitzt noch im Gefühl, und so eiern wir die Strecke mit vielleicht 70% unseres üblichen Tempos entlang. Dazu kommt, dass die Schalthebelmanschette ein wenig gegen den Ganghebel drückt und die Gänge 2, 4 und 6 nur drin bleiben, wenn man die Hand am Schalthebel lässt, dazu kommt eine im Tran falsch angefahrene Bodenwellenkombination, die das Auto übel aushebelt und ein Sprung nur knapp am Jägerstand vorbeigeht.

Hias: "Oida, des woar owa knapp. Zefix."

Martin: "Du fährst gerade nicht sonderlich rund. Konzentrier dich mal."

Sagt sich leicht, denke ich mir. Gut fahren lässt sich nicht einfach einschalten.

Also weiter, warm werden ist angesagt, Auto kennenlernen und nicht kaputt machen. Große CC-Schleife auf Waldwegen. Trocken, kein Sand, kein Schlamm, nur etwas Staub und viele Meter. Man kann hier die Kiste eigentlich gut fliegen lassen.

Wald. Ein Baum ist umgestürzt, liegt quer über der Strecke. Ist wohl auch schon ein paar Wochen so, viele Spuren führen außen rum. Zurückschalten... ähh. Der Ganghebel ist lose, irgendwie geht kein Gang mehr rein.

Die Mechanik zwischen Ganghebel und Getriebe hat versagt. Martin fummelt mit zwei spitzen Fingern durch eine Öffnung hinten am Getriebetunnel einen Gang rein, wir zuckeln im ersten von der Strecke und sehen uns das Malheur an.
Schalthebelmanschette runter, Aha!
Eines der Winkelgelenke ist von der Kugel abgesprungen. Das hatte ich gestern runter, um die aufgedrehte Mutter am Ganghebel festzuschweißen. Scheinbar mögen die Dinger von Igus nur einmalige Montage.
Draufgeclipst ist das Gelenk gleich wieder, damit es nicht wieder abhüpft kommt ein Kabelbinder außen rum.
Manschette lose wieder drauf, weiter gehts.

Weiter über Waldstrecken, hurtig gehts dahin, zweimal fahren wir eine große Runde. Keine besonderen Vorkommnisse mehr. Außer dass nach wie vor die hinteren Gänge rausfliegen und die Kupplung bei stärkerer Beanspruchung rutscht. Nervig. Es stellt sich nach einiger Spielerei heraus, dass möglichst wenig Schleifen lassen und wenig Gangwechsel dafür sorgen dass sie besser hält - zwischendurch ist Vollgas im vierten und fünften völlig unmöglich. Nicht optimal, aber wir wurschteln uns durch.
Abschließend kommt noch ein kurzes Navigationsgeplänkel für die Extremklasse durchs Unterholz, keine fahrerische Herausforderung.

Ab durchs Ziel. Erste Teiletappe fertig. Auto kurz checken. Felge hinten rechts ist ordentlich krumm. Muss wohl bei der verkorksten Winchaktion passiert sein. Schleift aber nur minimal am Sattel, Radmuttern sind auch nicht sichtbar lose, also lassen wir das Rad so drauf. Es kommt ja noch eine Teiletappe.
Martin reisst die Schalthebelmanschette herunter und fixiert einen Lappen als groben Staubschutz. Komplett offen ist sehr unangenehm.

Kurz nach uns trudeln Anja und Julia im Zwischenziel ein. Die Discovery-Klasse ist also auch schon da und bringt uns in der Kühlbox kalte Getränke mit. Juhu.

Alsbald müssen wir aber weiter. 30km Überführung, eine Stunde Zeit, Tanken sollten wir auch noch. Los, und irgendwie hatten wir uns doch verquatscht.

Passanten, andere Autos und Bauarbeiter am Straßenrand machen uns auf unsere offensichtlich krumme Felge aufmerksam. Scheint ja übel auszusehen.

2 Minuten nach unserer Startzeit kommen wir am neuen Start an. Der Mann am Start sagt uns, dass da eine Radmutter lose wäre und reicht sie uns zum Fenster rein. Oh. Übern Start gerollt, rechts ran. Werkzeug raus und schnell alle Muttern wieder angezogen. Wird dann ja hoffentlich die kurze 50km Etappe halten.

Und dann los. Poligon Czarne, die Zickzackstrecke. Eine zentral gelegene weite Heidefläche, auf der die Sandpiste im Zickzack verläuft, die Strecke immer wieder abzweigt und nach Schleifen durch den Wald wieder auf der Heide einmündet.

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Da die Lkw-Klasse schon heute Vormittag hier fuhr, ist die Strecke zum Teil arg zerbombt, einige Stellen mit fiesem Waschbrettmuster sind nicht mehr lustig zu fahren - das Auto hält es aus, aber Martin und mir setzt es ordentlich zu - es würde im Rennen aber keiner zugeben, dass es zu schnell wäre. Nur hinterher sind wir uns einig, dass sich das im Bauch echt nicht mehr gut angefühlt hatte.

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Den restlichen Teil der Etappe können wir auch gut angasen. Der Staub in Czarne hält sich dieses Mal echt in Grenzen, die Kupplung rutscht zwar, aber ich weiß, wie ich das vermeiden kann, die Gänge bleiben drin, das Ganze wird langsam rund. Nur auf den langen Geraden geht ich ab gut 100 vom Gas. Radstand und Spurweite setzen der Fahrstabilität irgendwo doch Grenzen. Lenkbewegungen werden bei diesem Untergrund vom Fahrzeug eher als Vorschlag für die Richtung interpretiert, bei denen aber jede Bodenwelle und Spurrinne mitdiskutieren will. Zu hoch die Angst, wieder in einen Baum einzuschlagen. Vermutlich trägt auch die krumme Hinterradfelge zu dieser Instabilität bei.
Ob wir dort nun 100 oder 120 fahren ist im Endeffekt eh nicht rennentscheidend.

Zieldurchfahrt. Hurra. Ab ins Camp.

Kleinigkeiten. Felge tauschen. Gründliche Durchsicht. Alles mit Schmiernippel abschmieren. Kupplung? Vielleicht ist noch eine dicke Luftblase irgendwo in der Leitung und drückt auf? Dafür spricht, dass die Kupplung extrem früh aufmacht. Unterdimensioniert kann sie ja eigentlich nicht sein. Wird ja von Renault serienmäßig an diesem Motor mit dieser Leistung verbaut, dank unseres kurzen Getriebes muss ich auch nirgendwo mit schleifender Kupplung fahren. Wir entscheiden uns für nochmal nachentlüften und werfen die Reservereibscheibe ins Bordgepäck. Morgen ist eine lange Etappe auf dem Programm und die Reibscheibe lässt sich zur Not am Streckenrand tauschen.

Der Patrol rollt ein. Ein komisches Geräusch fällt mir auf. Leider vergesse ich, das zu sagen.
Anja und Julia checken ihr Auto durch, Essen gehen, langsam Feierabend. Das Geräusch fällt mir wieder ein, "lass mal den Motor vom Patrol laufen", bitte ich Anja. Deutlich zu hören, irgendwas Mahlendes aus dem Bereich Riementrieb, Lichtmaschine oder ähnliches.
Im Endeffekt ist es die Wasserpumpe. Total ausgeschlagen. Ersatz ist dabei. Dafür muss der Motor aber bis zum Zahnriemen zerlegt werden - wenn wir schon dabei sind, tauschen wir den auch gleich (wäre eh in 20.000km fällig) - und es wird ein Uhr morgens, bis wir ins Bett kommen.

Trotz diverser Widrigkeiten hat es heute für Platz zwei in der Extremklasse gereicht. 20 Minuten hinter dem ersten - aber hei, es lief wohl bei allen nicht so rund.
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Re: Winde eingebaut.

Beitragvon ohu » Mo, 26 Aug 2019, 22:21

Mittwoch, 03.07.2019

Heute steht straff Programm auf dem Plan. 100km Etappe im Gebiet um Dretyn, anschließend Überführung und noch mal 70km.

In der ersten Etappe eine Steilauffahrt und eine Sumpfwiese sowie ein paar Abschnitte Unterholznavigation, die zweite reine CC-Strecke laut Roadbook. Kann spannend werden, ein paar Extremhindernisse mehr wären bei so einer langen Etappe aber schon toll.
Reservekupplung ist im Auto, auf gehts. Startplatz zwei in unserer Klasse. Der erste startet aber irgendwie später, darum sind wir doch die ersten Extremfahrer.

Start ist am Straßenrand in einen Wald hinein. Erstmal richtig angasen. Leider macht sich bald auch wieder die Kupplung durch Rutschen bemerkbar. Lag wohl nicht an einer Luftblase. Aber ich weiß inzwischen damit umzugehen. Nimmt leider Tempo raus. Kupplung in Wertung
in Wertung kommt nur in Frage, wenn das Auto gar nicht mehr fährt.

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Waldpiste. Eng. Teilweise an Hängen, mit nach außen hängenden Spuren in den Kurven. Unser Auto ist schmaler als die Spuren und so eh schon immer schräg unterwegs, an solchen Stellen besonders. Wir werden von zwei Side-by-Sides überholt, die vermutlich hier eine zweite Runde drehen.

Martin: "So lege er doch einen Zahn zu und fahre nicht so langsam."

Hias: "I mecht den Karrn ned do owaschmeissn. I fohr liawa a wene staada. Und de Kupplung is jo aa a Thematik."

Martin: "Dir hängt eher die ewige Wasserpumpentauschaktion noch nach. War ja doch recht spät."

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Kann sein. Egal. Zusammenreißen. Nach etwa 30 km kommen wir an eine bekannte Steilauffahrt an einer Stromleitungstrasse. Ziemlich lockerer Boden, die haben wir auch im Vorjahr nicht fahrend geschafft. Mal sehen, obs diesmal klappt, wir sind scheinbar das erste Extremauto heute. Zweiter Gang, alle Sperren. Es reicht für 80% des Hangs, nun ist aber alles zerwühlt. Brauchen wir gar nicht noch mal fahrend versuchen. Seilwinde an den nächsten Baum und raufen mit der Fuhre.

Während wir noch das Windenseil verstauen kommt Startnummer 324 und brüllt mit Hilfe seines großvolumigen Motors den Hang hinauf. Tja. Motorleistung ist tatsächlich Mangelware bei uns.
Stempel am CP geholt, weiter gehts.

An der Leitungstrasse weiter. Hier wurde kein Wartungsweg angelegt, nur vor einigen Jahren gerodet und zur Überwucherung freigegeben. Eine gute Spur müssen wir uns suchen, es sind einige Löcher und unter Farnen versteckte Baumstümpfe im Weg, die schnell zum fiesen Hindernis werden können. Die 324 hat sich bis zu diesem Punkt schon wieder verirrt und wir sind wieder vorne unterwegs.

Nach einem guten Kilometer biegen wir wieder auf die CC-Strecke ein. Wieder die hier typischen engen kurvigen Wege. Gelegentlich ist auch eine öffentliche Straße, eine Grundstückszufahrt oder ein besserer Forstweg dabei, die dann auch einige Kilometer Tempolimit bedeuten. Hier gilt es, knapp am Tempolimit zu bleiben. Schneller heißt Strafzeit, langsamer bedeutet Minuten zu verschenken. Die Strafzeiten lohnen jedenfalls keine Tempoüberschreitungen. Der größere Teil der Strecke ist jedoch zum Rennen freigegeben.
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Wir schwenken nach etlichen Kilometern wieder in eine zweite Runde ein. Die gleichen Wege, aber dieses Mal geht's am Windenhang vorbei und wir folgen der CC-Strecke, die einen großen Bogen nach Süden macht. Weiter eng durch den Wald. Irgendwo nicht weit hinter uns lauert die Konkurrenz. Nicht nachlassen, am Gas bleiben. Soweit es die rutschende Kupplung erlaubt. 60km Etappe sind durch. Da, eine Lichtung. Einer mit Orgaweste hält uns auf.

"Strecke gesperrt. Gröberer Unfall. Geht nicht weiter."

Ein Side-by-Side hat sich wohl - gottseidank ohne Personenschaden - etwas heftiger im engen Wald zerlegt. Zufällig fast neben der Bergecrew, die gerade ein anderes defektes Side-by-Side auflud. Die Strecke ist aber - auch aufgrund der Enge - blockiert. Man sagt uns, es werde einen Neustart hier geben.
Nach und nach sammeln sich immer mehr Autos auf der Lichtung. Aufgrund der für sie längeren Strecke sind auch etliche CC-Fahrzeuge hinter uns. Es wird voll im Wald.

Wir stehen gemütlich eine gute Stunde herum, vertilgen die wenigen Snacks an Bord, und irgendwann steht eine Bierbank vor einem Unimog am Wegesrand, die Bordkarten werden mit neuen Startzeiten versehen und weiter geht es. Die 324 nur eine Minute hinter uns. Merde.

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Nach gut 20km kommt ein Sumpf laut Roadbook. Da ist auch was sumpfartiges. Aber es gehen keine Spuren durch, kein CP, kein Flatterband und an sich geht der Weg auch einfach links drum herum. Hm.

Martin: "Das kann so nicht sein. Vielleicht haben wir uns vertan? Sei so gut und wende unser Gefährt."

Die 324 kommt, fährt links um den Sumpf herum und weiter.

Wir wenden und fahren zurück zur letzten Kreuzung.
Die stimmt eigentlich. Okay. Wieder in Fahrtrichtung. Langsam die Strecke langtuckern und auf übersehene
Abzweigungen achten. Nichts. Wir kommen wieder genau an der gleichen Stelle heraus. Sieht auch ziemlich genau so aus wie das Bildchen im Roadbook. Andere Autos kommen auch und irren ein wenig umher.

Hias: "Even-tuell hams den Zepee abzogn, wei s den an dem Unfoi braucht ham. und itzad is koana mea do."

Martin: "Diese Möglichkeit besteht. Lass uns dem Weg folgen und nachsehen, ob die nächsten Roadbookbilder passen."

So verfahren wir. Links um den Sumpf herum, dem Weg folgen, die nächsten Bilder passen. Hurra. Weiter.

Auf den letzten 20km passiert nicht mehr viel. Die 324 ist vorne, wir kommen nicht mehr ran, aber uns holt auch keiner mehr ein. Waldwege entlangblasen, ab ins Ziel. 12 Minuten waren wir langsamer als die 324, davon gehen 7 Minuten aufs Konto der Schlammlochsuche. Auch mit so etwas muss man kalkulieren...

Überführung auf Straße, zweiter Start des Tages.
70 km Etappe. Wieder viele Waldwege, etliche Kilometer der Strecke laufen auf einem alten Bahndamm. Dieser ist zum schnellen Waldweg ausgebaut worden. Dicht bewachsen, gelegentliche Bodenwellen, im Roadbook angekündigt. Ideale Bedingungen um das Auto fliegen zu lassen.

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Und dann gibt es auch hier doch noch ein paar Extremsektionen. Das sind einige Schleifen im Wald, querfeldein, auf alten Rückewegen und dergleichen. Leider ist es zu trocken, um eine fahrerische Herausforderung darzustellen. Die hat eher Martin, die Wege und vor allem die Abzweigungen von der Hauptstrecke sind z.T. eng und auch schwer als solche zu erkennen.
Eine Steilauffahrt im Wald, auf locker-laubigem Boden könnte interessant werden. Aber der Boden zu fest, die Reifen zu gut, es lässt sich bequem fahren. Weiter und wieder auf die schnelle Bahndammstrecke.

Fast schon zu schnell ist das Ziel da.

Die zweite Teiletappe hat richtig Spaß gemacht. Mit intakter Kupplung wäre das noch besser gegangen. Haben heute in der Tageswertung der zweiten Platz gemacht. Der Dritte ist aber nur acht Sekunden hinter uns. Schön knapp, es ist spannend. In der Gesamtwertung sind wir eh ganz hinten, von dem her ist es eigentlich egal - aber der Reiz eines Tagessieges ist da und zum langsam Fahren sind wir nicht hergekommen.


Ab ins Camp. Heute noch Kupplung tauschen.
Andre freut sich über seine gewonnene Wette mit Gerhard ("Bin mir sicher, dass wir die heute noch tauschen").

Auto hochbocken, gründlich Durchsehen. Wartung. Luftfilter, Radlager, alles abschmieren. Es scheint alles zu halten.
Raus mit der Kupplung. Getriebetunnel rausnehmen, Leitungen entfernen, Kardanwelle raus und Kupplungsglocke ab.
Die Reibscheibe sieht eigentlich noch gut aus. Kam auch neu vor der Rallye. Verglichen mit der Reservescheibe ist sie sogar fast einen halben Millimeter dicker. Dicker?
Die Reservescheibe ist doch auch neu?
Eine kurze Internetrecherche ergab, dass die eingebaute Reibscheibe zur Seilzugkupplung aus dem Clio II gehört. Die Reibscheibe und die Druckplatte gehören aber zur hydraulischen Kupplung aus dem Clio III. Anderer Druckpunkt und wahrscheinlich baut die Tellerfeder einfach nicht genug Druck auf. Dazu passt auch, dass die Kupplung immer sehr früh schon aufmacht. Wir bauen die andere Scheibe ein, und alles wieder zusammen.

Andre nimmt sich dem kaputten LED-Scheinwerfer an. Machen ja ein super Licht – aber es funktioniert seit heute nachmittag nur noch einer. Das Gehäuse lässt sich öffnen, und es kommt eine abvibrierte Drossel zum Vorschein. Hier wurde an Vergussmasse und allem gespart.
Viel Löten und Fluchen später läuft die Kiste aber wieder. Gut so, morgen ist Nachtetappe.

Dem Patrol und seiner Besatzung fehlt auch nichts. Das ist erfreulich. Olli vom Team Lutscher kommt vorbei, er hat einen Riss an der Achse, den brutzelt Martin noch zu, und dann packen wir schon mal ein wenig das Camp zusammen, morgen ist Umzug nach Drawsko.
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Re: Winde eingebaut.

Beitragvon ohu » Mo, 02 Sep 2019, 23:03

Donnerstag, 04.07.2019

Aufstehen, frühstücken, Campumzug. Alles zusammenpacken und ab nach Drawsko. Knapp 100km. Straße. Wir fahren mit dem Suzuki auf Achse hin, um die Kupplung zu testen.

Start im Poligon um 15:30. Genug Zeit um in Ruhe das Camp aufzubauen. Auto passt, alles läuft.

Start. 92km Rundkurs. Schön, wieder in Drawsko zu sein. Das ist inzwischen schon fast heimisches Geläuf. Weite, weiche Sandpisten, das Auto läuft gut, jetzt wollen wir doch mal schauen, was in der Kiste steckt. Drei Kilometer weit. Dann wirds navigatorisch knifflig. Wir müssen einen Abzweig übersehen haben. Ähm. Wenden. Hinter uns die nächsten Autos, durchs Wenden vor uns. Rechts rein in einen kaum sichtbaren Weg. Direkt zum ersten Hindernis, der Granatenbaum. Nicht allzuviel Wasser drin. Die 323, die rote Toyota-Heuschrecke,
vor uns. Die sind gerade durch. Steht hinter dem Loch am CP. Martin ist schon im Loch unterwegs, über Funk kommen Anweisungen:

"Nimm die mittlere Spur, etwas Schwung, bis du an der Ausfahrt steckst, den Rest mit der Winde."

Die Ausfahrt sieht eigentlich gar nicht so wild und vor allem kaum zerfurcht aus, denke ich mir. Etwas mehr Schwung und ich kann rausfahren. Oben steht noch die 323. Anlauf und ein kleiner Hopser. Dann bremse ich scharf um nicht dem Gegner hinten draufzudonnern.
Wow. Granatenbaum gefahren. CP Stempel holen, Beifahrer einladen, weiter.

Einen guten Kilometer später. Extremstrecke ins Unterholz. Sumpfwiese. "Follow Markers" steht im Roadbook. Die Wiese ist nicht allzu sumpfig, fast komplett fahrbar - es sei denn, man übersieht eines der tiefen Löcher.
Wir versuchen den Markierungen zu folgen. Irgendwie sind aber auch recht viele da. Wo geht es denn nun hin? Wir irren herum, Martin läuft suchend herum. Andere scheinen hier zielgerichteter unterwegs. Ich werfe einen Blick aufs Roadbook.

Hias: " Eh Oida, da stengan doch Koordinaten im Roudbook. Warum foahn mir ned do hi?"

Tatsächlich. "Follow Markers to coordinates Nxx.xxxx° Exx.xxxx°" steht da. Warum suchen wir so lange? Ins GPS eingetippt, und hin da. 300m entfernt, ein wenig auf der Sumpfwiese Slalom um die tiefen Löcher gefahren und wir kommen auf einen Weg heraus. Die Kreuzung sieht sogar exakt so aus wie gewünscht.
Mist. Mit diesem Fauxpas haben wir doch ordentlich Zeit verbraten. Wieder auf die Piste und hurtig weiter. Wollen doch mal sehen, was das Getriebe bringt, wenn die Kupplung hält. Wir haben ein wenig was aufzuholen.

Es fühlt sich an, als wäre das halbe Teilnehmerfeld an uns vorübergezogen. In Realität sind es gar nicht so viele, aber das wissen wir nicht. Hart angasen und Meter machen, einige Sprünge bewusst einkalkuliert. Das muss schneller gehen.

Immer noch mit der Brechstange unterwegs kommen wir an das große Wasserloch mitten auf der Heide. Ein Lkw steht als Bergepunkt drüben. Rechts wischt sich grade einer durch. Martin springt raus und erkundet die mögliche linke Spur.
"Sieht gut aus. Schmal hier. Sieh zu, dass du die Spur so erwischst. Wenn wir stecken, gleich die Winde."

Rein mit zwei Sperren und mäßig Schwung. Leider zu wenig. Auf halbem Wege bleiben ich stecken. Blöd. Wasser läuft ins Auto. Martin ist fix mit dem Windenseil und steht am LKW. Darf nur noch nicht anhängen, rechts zieht sich einer raus und belegt den Windenpunkt. Das Auto ist gut wassergefüllt, das Lenkrad noch halb sichtbar, wir warten...

Endlich. Bergepunkt frei. Seil anhängen und Zug. Die Hydraulikwinde zieht auch hier wieder zuverlässig. Raus aus dem tiefen Wasser. Aber auch mit der rechten Seite rein in eine LKW-Spurrille. Tief. Das Auto hängt rechts arg schräg.

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"De Spur muass am End vom Wasser eh flacher wern, wei do is koane mea." - denke ich mir noch und ziehe kräftig weiter am Handhebel. Das Auto hebt sich und kippt nach rechts über. Nicht ins Wasser, also bleib ich am Zug und die Winde zerrt uns auf der Seite liegend noch ins Flachwasser.

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Motor aus. Noch war Öldruck da. Wer weiß, wie lange noch.

Raus aus der Karre. Inzwischen sind auch andere Autos an diesem Wasserloch. Aber alle noch davor, keiner, den wir um Hilfe bitten könnten.

Also Wagenheber. Dessen Fuß an der Beifahrertür, Mast hinten quer, Kurbelmechanik in der Kiste verstaut. Alles aus dem auf der Seite liegenden Auto rausgekramt. Möglichst nicht den Kisteninhalt verstreuen. Wagenheber zusammengesteckt, unter den Käfig, Martin kurbelt hoch bis Anschlag. Reicht noch nicht. Zu zwei kräftig gewuppt. Einmal, zweimal - und die Kiste steht wieder auf ihren Rädern.

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Hurra. Wagenheber verstauen, Auto durchsehen.

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Luftfilterkasten ist voller Öl, via Kurbelgehäuseentlüftung. Ausgewischt. Ölstand ist noch im Rahmen. Zündung bleibt aus, kurz den Anlasserknopf angetippt. Motor dreht. Okay. Zündung an, etwas bange angelassen. Motor springt an. Öldruck gut vorhanden. Keine unerwünschten Geräusche. Gut gegangen. Hätte auch mehr hin sein können.

Alles wieder verstauen und weiter geht es. Wahrscheinlich ist jetzt das restliche Feld an uns vorbei. Brechstange nützt also auch nichts. Lassen wir es etwas ruhiger angehen.

Hinterher sieht man im Tracking, dass doch nur vier Autos vor uns waren. Es geht wieder über Pisten, über enge Truppenübungsplatznavigation (Welchen von den acht Wegen an der Kreuzung nehmen wir?) und lange Sandfelder. Einen überholen wir auch noch, ein zweiter steht an der Seite, weiter, viele Kilometer stehen uns noch bevor.

Wasserdurchfahrt. Fahrbar, klappt auch. Raus und weiter.

Martin: "Der Tripmaster tut nichts mehr."

Hias: "Zefix. Hod da Sensor zvui Wassa griagt? Schoitma auf GPS um."

Pieppieppiep, aktiv, weiter. Ein paar hundert Meter, dann die nächste Wasserdurchfahrt.

Martin: "Irgendwie scheint das GPS auch nicht zu funktionieren."

Hias: "Solangs da blinkt, hod er no ned gnua Satellit."

Also kurz abwarten. LED leuchtet, weiter. Durchs Wasser und bald wieder auf die CC-Strecke. Einsam ists hier. Weit und breit keiner zu sehen. Trotzdem angasen. Nicht mehr mit der Brechstange, aber wir wollen ja auch nicht letzte werden. Abzweig in den Wald. Der Tripmaster wird im dichten Bewuchs wieder ungenau, da er nur auf GPS läuft.

Der richtige Abzweig ist aber nicht schwer zu erkennen. Anfahrt zum sog. Ladoga-Loch. Ein langer Sumpf, nur für PKW, zwar am Waldesrand, aber mit wenig geeigneten Bäumen, um die Windenseile anzuhängen.

Vor uns hängt die 324, eine tiefliegende Konstruktion in Ultra4-Optik und mit dem Namen FJ Racer versehen,, sogar noch in der Zufahrt zum eigentlichen Loch. Sie kommen nicht weiter, voraus gibt es auch gar keinen geeigneten Windenbaum. Aber wir bieten einen Bergepunkt nach hinten. Sie ziehen sich nach hinten raus, nehmen die Spur etwas weiter links, wir gleich hinterher. Ans Loch. Eine Menge Zuschauer. Der FJ Racer ist vor uns und hantiert. Dauert. Man macht uns drauf aufmerksam, dass unsere Ersatzteilkiste hinten drauf offen steht. Mist. Haben wir wohl beim Aufstellen nicht wieder ordentlich zugemacht. Alles noch Auffindbare wieder eingeräumt, Kiste wieder zu. Die Besatzung vom FJ wurstelt immer noch im Sumpf herum. Parallel ziehen geht nicht. Das Loch ist zu schmal, Bäume sind auch kaum da.
Endlich. Spur frei in Richtung Bergepunkt.

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Seil durchs Loch geschleppt, dran, Auto durch. Juhu. Aus dem Wasser sind wir raus. Die schlammige Auffahrt danach packen wir leider auch nicht ohne Winde. Und die 324 blockiert auch noch den nächsten Baum. Warten.

Endlich weg. Seil ran, rauf, alles einladen, Stempel geholt und wieder ab auf die Piste. Wieder mit gelegentlichen Navigationsfiesheiten. Darf so sein.

Hias: "Wia weid is de Etappn no?"

Martin: "Circa 40 km noch. Sieht aus, als wäre es nur noch Piste. Warum?"

Hias: "Basst. Seid dem Ladogaloch lod de Lichtmaschin mit wiada ned. Des kemma riskiern, aufd Battarie zum foahn."

Stromsparen. Kompressor aus, nur das nötigste an Licht. Es ist eh erstmal Piste angesagt, keine Hindernisse, bei welchen wir die Sperren brauchen.
10 km später. Bordspannung ist wieder bei 14V. Hurra. Ausreichend Selbstreinigung.

Piste weiter. Ein paar Autos anderer Klassen können wir noch ein- bzw. überholen. Flott geht es dahin.

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In so einer fahrenden Bastelbude gibt es ja ziemlich viel Dinge, die Geräusche machen.
Die Luftansaugung an der A-Säule schnorchelt.
Der Auspuff hinter der B-Säule dröhnt.
Der Luftkompressor rattert immer wieder mal.
Die Türen rappeln in ihren Scharnieren.
Der Getriebetunnel klappert.
Der Antriebsstrang gibt ungedämmt sämtliche Lager- und Wälzgeräusche wieder.
Die Reifen haben einiges an Abrollgeräusch.
Der Beifahrer schnauft, schnieft, hustet und furzt.
Das hintere Kreuzgelenk der hinteren Kardanwelle brummt.

Dass es genau dieses Kreuzgelenk ist, wusste ich zu diesem Zeitpunkt nicht. Aber irgendwie denke ich mir, da brummt doch was. Im Camp unbedingt den Antriebsstrang checken.

Das denke ich nur zwei Kilometer lang. Dann gibt es ein deutlich lauteres schlagendes Geräusch. Bremsen, rechts ran. Mist. Doch nicht unser Getriebe? Das wäre sehr schade.

Martin wirft sich sofort unters Auto.

"Die Kardanwelle hinten ist defekt, das Kreuzgelenk ausgeschlagen. Wir sollten sie demontieren, anderenfalls riskieren wir einen kompletten Abriss mit unkalkulierbaren Folgeschäden. Anschließend die Kardanwelle zwischen Getriebe und Vorderachse nach hinten umbauen, um mit Heckantrieb weiterfahren zu können."

Hias: "Wann i mir dei Roadbook so schau, sans no fünfazwanzg Kilometta Sandpistn und Forschtweg. Des geht aa mim Fronttrieb."

Martin beginnt die hintere Kardanwelle zu demontieren. 8 Schrauben M8 mit selbstsichernden Muttern und mäßiger Zugänglichkeit brauchen auch einige Minuten.

Da wir nur zwei 13er dabei haben mache ich mich anderweitig nützlich und reduziere den Luftdruck auf der Vorderachse auf 1,0 bar. Damit ist zwar eine etwas ruhigere Fahrweise vonnöten, um bei Sprüngen nicht die Reifen von der Felge zu ziehen, aber weiche Sandpassagen sind deutlich besser befahrbar. Mit den üblichen
knapp 2 bar und Frontantrieb wühlt die Karre sonst nur nach unten.

Die kurze Standzeit am Pistenrand reicht, dass einige andere Fahrzeuge vorbeikommen und uns kräftig einstauben. Immerhin keiner aus unserer Klasse.

Die alte Kardanwelle aufs Dach geschnallt, weiter. Mäßig flott, bis ins Tagesziel.
Hat heute trotz dieser vielen Wurschteleien für den dritten Platz gereicht. Echt überraschend.

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10km Straße ins Camp. Es ist kurz vor 19 Uhr. 22:30 müssen wir wieder in den Poligon aufbrechen für die Nachtetappe. Dazwischen braucht das Auto und die Besatzung einen ordentlichen Service. Wir haben immerhin Hunger und sind komplett durchnässt.

Ankunft. Andre fragt uns ab.
"Kardanwelle hinten. Das Auto lag auf der Seite, Luftfilter muss neu und den Ölstand prüfen. Die Zwischenwelle der Kupplungsglocke braucht dank Seitenlage auch nochmal Öl nachgefüllt. Lichtmaschine hat Dreck im Laderegler. Der Tripmastersensor scheint defekt."
Wir werden zum Duschen geschickt.
Als ich wiederkomme, montieren Andre und Ingo gerade einen neuen Bremsschlauch.

Andre: "Joo, die hadde n poor orge Schleifspurn vonner Feda, so habsch ne neie eingebaut."

Hias: "Ah. und wo ko i eich no hoifa?"

Andre: "Nüschte. Alles erledicht."

Hias: "Un wos is mim tripmasda?"

Ingo: "Vollenns in Ordnung. Kein Fehler zu finn. Zählt ornlich."

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Bin völlig baff. Hatte mich auf volles Programm bis zur Nachtetappe eingestellt. So reicht die Zeit für Essen und eine Stunde Schlaf.

Kurz nach 22 Uhr - der Wecker. Wie was aufstehen, jetzt?
Kurze Verwirrung macht sich breit. Wann geht's eigentlich los? Startzeiten hängen weder aus, noch sind sie online gestellt. Seltsam. Wir fahren mal los. 23 Uhr war für die ersten Starter angesagt. Unsere Klasse startet ja nach der CC. Also mit der Ruhe.
Am Vorstart stehen auch andere Unwissende. Vier vor elf dann die Startliste im Netz. Elf Uhr die ersten. Wir um Fünf nach zwölf. Noch Zeit. Energy Drinks inhalieren, trve cvlt anhören und warten.

00:05. Start. 52km Poligon. Nachts ist die Navigation noch schwieriger. Martin diktiert mir das Tempo, gerade an den großen Heidefeldern mit ihren vielen Wegen ist es öfter nicht auf Anhieb klar, wo es langgeht. Da muss langsam gefahren werden. Ergibt aber im Endeffekt eine saubere, fehlerfreie Fahrt.

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Eine Wasserdurchfahrt. Unproblematisch, fährt sich auch im Dunkeln noch gut.
Nur der Tripmaster geht wieder nicht.

Hias: "Zefix. Nimm schnoi as Garmin."

Bevor Martin das Garmin genullt hat, wird wieder weiter Strecke gezählt. Kann es sein, dass der Sensor nicht wasserdicht ist? Im Camp ging alles. Sieht eigentlich auch vergossen aus. Seltsam.

Ein paar hundert Meter später das nächste Wasserloch. Der gleiche Bach, nur in die andere Richtung.
Hier bin ich leider zu vorsichtig. Etwas zu wenig Schwung, aus Angst vor plötzlichen Untiefen und wir stecken. Mist. Martin ist nicht begeistert davon, jetzt an die Winde zu müssen. Aber es hilft ja nichts. Ein Ruck und wir fahren wieder. Rein ins Auto und weiter.

Nochmal ein Stück am Bach entlang, und nochmal diesen Bach durchqueren. Diese Stelle kenne ich, und auch eine sinnvolle Spur. Viele Fotografen sind da, unsere Show unspektakulär. Sperren rein und durch. Drüben wieder Piste. Ein kurzer Orientierungsmoment, bis der Tripmaster wieder zählt, weiter.

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Piste, Piste, Waldweg, Piste, Orientierungsstelle, Piste, Ziel.
Da steht schon die 323, die zwei Minuten vor uns gestartet ist und wohl noch keine zwei Minuten da ist. Könnte sein, dass wir schneller waren.

So wars auch. Erster auf der Nachtetappe. Juhu.

Ab ins Camp. Andre ist noch wach und macht eine Wagendurchsicht. Keine Auffälligkeiten, Auto heil. Gut gelaufen. Gerne öfter so. Feierabend und ab ins Bett.

Das kommt erst etwas später angefahren. Dem Patrol geht's gut, keine Schäden, Besatzung gut gelaunt und wohlauf. Sehr gut. Feierabend, zwei Uhr Morgens.
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Re: Winde eingebaut.

Beitragvon ohu » Mo, 09 Sep 2019, 22:57

Freitag, 05.07.2019

Nach der Nachtetappe ist etwas Zeit zum Ausschlafen. Start für die ersten Autos erst um 12 Uhr.
Entspannend wird es aber nicht, 160 km Drawsko stehen auf dem Programm. Das kann recht heftig werden.

Das Wetter hat umgeschlagen. In den letzten Tagen war es wenigstens nicht heiß, aber dennoch trocken und entsprechend staubig.
In der Nacht hat es noch begonnen zu regnen, die Temperaturen sind gefallen, die Strecke feucht. Gute Verhältnisse. Regnet auch nach dem Aufstehen nicht mehr.

Vormittags noch Fahrerbesprechung. Alex erläutert, dass in allen Klassen noch richtig was passieren kann - aber auch jede Klasse für sich fährt und aufgrund verschiedener Roadbooks es keine Gesamtwertung gibt. Also andere Fahrzeuge bitte auch vorbeilassen. Startreihenfolge ist heute nach Platzierung in der bisherigen Gesamtwertung. Doppelstart, also immer zwei zugleich.

Es regnet zwischendurch mal wieder, hört aber bald auf.

Noch ist Zeit. Martin sind die Kardanwellen nicht geheuer. Es waren immerhin nagelneue vom Kardanwellenbauer. 900km hat die hintere gehalten, trotz täglichem Abschmieren. Die Kreuzgelenke sind vermutlich einfach unterdimensioniert. Also werden aus den vorbereiteten Altbeständen aus vergangenen Rallyejahren noch zwei passende Wellen hergestellt - Rohr ablängen und mit einigermaßen Rundlauf eingeschweißt.

Mit großen Kabelbindern aufs Dach gezurrt.

Das Wetter ist unbeständig. Vereinzelt tröpfelt es ein wenig, der Himmel ist grau bewölkt und es könnte gefühlt jederzeit richtig regnerisch werden. Jacke anziehen.

Sollten jetzt auch los. Es gibt leider noch keine Startliste, wir fahren also wieder auf Verdacht zum Vorstart.

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Dort stehen wir erwartungsgemäß eine Weile herum, bis die CC-Autos draußen sind, und dann sind wir an der Reihe. Gesamt stehen wir auf Platz 6, starten mit dem Sturmhorst gemeinsam. Der ist fast eine Stunde in der Gesamtwertung vor uns. Ob wir das einholen können?

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Der Range Rover zieht uns davon. Hat ja auch etwas mehr Hubraum und zwei Zylinder mehr. Kein Wunder.

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Aber nicht lange, und die Navigation wird eng und hat mehrere knapp kilometrierte Kreuzungen. Die erste oder die zweite rechts? Die zweite passt Martin tendenziell besser - und weg ist er, der Range.

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Fünf Kilometer nach dem Start nähern wir uns wieder dem Granatenbaum. Aber nein, wir fahren nicht hin. Davor rechts. Den Abzweig haben wir fast nicht gesehen, rauschen erste vorbei, kehrt, runter ins Unterholz.
Fünf, sechs Autos vor uns. Nicht weit, eine sumpfigen Bachdurchfahrt, mit mehreren möglichen Spuren. Rechts ist Radau. Martin hüpft raus, sieht eine brauchbar aussehende, freie Spur.

"Rein da, bevor jemand die Durchfahrt blockiert.", kommt es über Funk.

Also ab ans Loch. Vorderachse eintunken. Fahren brauchen wir garnicht versuchen, der Schlamm ist recht übel. Seil raus, durchs Wasser, drüben steht ein dicker Baum. Unser Baumgurt ist fast zu kurz, der Baum zu dick. Seil recht weit oben dran und Zug auf die Winde:

https://youtu.be/AAgYkB7FsKM

Durch, am Baum rangieren ohne wieder reinzufallen,, Stempel mitnehmen und weiter.
An dieser Stelle sind wir als erste durch, ohne es zu wissen. Ging jedenfalls sauber und elegant.

Kurze Navigationsunklarheit, weil der Sensor des Tripmasters wieder aussetzt, legt sich aber schnell.

Weiter, Piste. Gas. Schnell geht's voran, ein paar CC-Fahrzeuge treffen wir.

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Hias: "Irgndwos scheppert am Dach oben. Ko des sei, dass de Kardanwelln ned gescheid fest han?"

Halt, Martin zumpelt noch zwei weitere Kabelbinder dran, ein anderes Extremauto (317) überholt uns, weiter.
Die Strecke zweigt wieder von der CC-Piste ab. Es wird ein ziemlich schlammiger Track. Leider nur stellenweise nass und schmierig, einige Passagen sind zu trocken um anspruchsvoll zu sein.

Schnell fahren kann man hier dennoch nicht. Tiefe Löcher, fiese Wellen können das Auto schnell aushebeln. Und trotzdem ziehen wir an der 317 vorbei. Sehr gut.

Aber es reicht, um den Scheibenwischer zu brauchen. Der ist mit seiner Aufgabe scheinbar nicht sehr einverstanden, das Wischerblatt auf der Beifahrerseite fliegt nach zehn Minuten des Wischens einfach ab.
Schiet. Weiterfahren zerkratzt die Scheibe. Stop. Wischerarm abklappen. Oder auch nicht, das abgeflogene Wischerblatt kam auf der Motorhaube zur Landung. Draufgesteckt, mit Kabelbinder fixiert, weiter. Und wieder ist Drancourt (323) vor uns.

Die Strecke wird offener, die Spuren sprechen dafür, dass wir wieder auf dem CC- Track unterwegs sind. Jetzt wirds zwischenrein navigatorisch knifflig, einmal kurz verfahren und wir sind wieder dritte. Vor uns Drancourt (323) und der FJ Racer (324). Bekannte Gegner der letzten Tage. Auf den Sandpisten fehlt uns die Leistung, um näher ranzukommen. In den weiten Ebenen sehen wir die beiden aber immer wieder.

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10, 15km geht es so dahin, dann eine Wasserdurchfahrt. 323 zögert. Ich schalte nur runter, vor ihnen durch und an die 324 dran.
Hinterher. Wieder Pisten, Buckelstrecke, CC-mäßig angasen. Für über 10 km bleiben wir in dieser Reihenfolge.

Dann kündigt das Roadbook eine Sumpfdurchfahrt an. Bekannt. Die Lkw-Klasse ist schon da und kämpft.

Drei Extremautos kommen nahezu zeitgleich an. Sechs Leute springen heraus und ans nächste Gebüsch. Die Buckelstrecke eben hat wohl allen auf die Blase geschlagen.

Los. Die 324 positioniert sich gerade schon an einer freien Durchfahrt. Wir auch. Martin ist schneller mit dem Seil am Baum. Zug und durch. Das erreichte Ufer ist aber mit Trassierband abgesteckt, wir dürfen die Böschung nicht gerade hinauf. Links rüber und dann hoch, so halbschräg.
In diesem dicken Sumpf verbiege ich mal wieder die Lenkschubstange, weil wir die Karre mit Gewalt um die Ecke würgen.
Raus, Riemen pfeift, Ladestrom kommt wieder, Seil fertig aufwickeln, Stempel holen, Beifahrer einladen und weiter.

Hier waren wir schneller als die Konkurrenz. Sind wir jetzt die ersten? Gut möglich. Jetzt nicht ausruhen.
Piste entlang.
Kleine Wasserdurchfahrt, rechts rum, nochmal durch den gleichen Bach, Steilauffahrt. Geht im ersten Anlauf nicht. Berg rückwärts runter und unten etwas weiter links den Hang hoch. Dort ist es noch nicht so ausgefahren.

Weiter.

Einige Kilometer später eine Wasserdurchfahrt. Geht ohne Seilwindenmanöver, ohne Anhalten, mit der richtigen Dosierung des Gaspedals.

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Kurz darauf laufen wir auf eine Kolonne aus drei Unimogs auf. Voraus Günther, dann Braun, den dritten kenne ich nicht.
Die Strecke ist zwar nicht sehr schmal, aber da der hinterste in Wegesmitte fährt, kommen wir nicht dran vorbei. Rechts und links ragen gelegentlich Baumstümpfe und ähnliche Gemeinheiten aus dem Unterholz, die das Rennen ganz schnell beenden können.

Martin: "Oh je, die veranstalten ja eine regelrechte Kaffeefahrt da vorne. Gib doch Signal, dass sie uns vorbeilassen sollen."

Hias: "Zefix, dua i ja. lichthupn und hupn permanent. owa der gammla da vorn reagiert nöd."

Je nach aktuellem Staubstand fahren wir mehr oder weniger dicht auf. Licht- und akustische Hupe kommen offenbar nicht im Fahrerhaus vor uns an. Die starken Bodenwellen zwingen die Unimogs aufgrund ihrer Kopflastigkeit aber auch zu einem quälend langsamen Tempo.

Zwei, drei, vier Kilometer. Keine Reaktion.

Hias: "Zefix, jetz is de Hupn aa no verreckt!"

Aussetzer der Hupe, vermulich wegen Ãœberhitzung steigern unsere Laune noch. Gibts doch garnicht.

Martin: "Hat der Alex nicht heute morgen noch in der Fahrerbesprechung darum gebeten, Fahrzeuge anderer Klassen vorbeizulassen?"

An einer besonders buckligen Stelle geht rechts ein Weg ab. Der könnte parallel laufen, um die Buckel zu umfahren. Oder ein Abzweig sein. Egal. Weiter hinterherzuckeln bringt nix und die Konkurrenz hinter uns schläft sicher auch nicht. Rein da, volles Tempo, am hintersten Mog rechts vorbei, fast auf einer Höhe mit Steffen Braun, der Weg mündet wieder ein, es reicht nicht, aber immerhin den hintersten haben wir überholt.

BODENWELLE!

Das Auto hebelt sich aus, zehn Meter fahren wir nur auf dem rechten Vorderrad, irgendwie fange ich die Karre wieder ein, Gegenhieb, nochmal sind alle Räder in der Luft, aber wir landen wieder auf allen vieren, ich finde wieder den Rhythmus der Wellen und wir ziehen davon.

Steffen Braun bemerkt uns schnell, zieht rechts rüber und lässt uns vorbei. Um hier für den getanen Gefallen nicht auszubremsen, geht es etwas flotter über die nächste Welle. Die lässt sich aber sauber landen:

https://www.youtube.com/watch?v=RYVT59EsjtI

(Vielen Dank an Steffen Braun & Christian Köpke für das Video!)
Nicht weit und wir hängen am Unimog von Günther. Hupe tuts nur noch sporadisch, auf Lichthupe wird nicht reagiert.

Hias: "Zefix! Da naxte, wo moant dos er da schnoiste is!"

Martin: "Jetzt kommt gleich nochmal eine Wasserdurchfahrt im Roadbook. Die mit der stählernem Behelfsbrücke. Komm bitte ja nicht auf die Idee, den Unimog auf der Brücke überholen zu wollen, wir haben schon genug Autos dort seitlich abrutschen sehen."

Hias: "Ganz bleed bin i dann aa ned, meine Herrn!"

Wir nähern uns. Der Mog vor uns zögert kurz und fährt dann AUF DIE BRÜCKE.
Unsere Chance. Während man links von uns vorsichtig tastend fährt, um nicht reinzufallen, ziehen wir mit maximal möglichem Tempo durchs Wasser rechts vorbei. 60-80cm Tiefe erlauben solche Einlagen.
Und raus und links rüber, den Unimog knapp geschnitten, der uns vermutlich vor Schreck anhupt. Tja, unsere Hupe haste ja auch nicht hören wollen.

Hurra! Kaffeefahrt überholt. Endlich freie Bahn.

Es geht nur ein Weg weiter. Flott aus dem Staub machen. Kreuzung, grade drüber, weiter.
Martin: "Scheisse! Das passt hier nicht. *diverse Flüche*
Bitte wenden. Hat an der Wasserdurchfahrt irgendwie nicht so ganz gestimmt. Ausgerechnet jetzt, nachdem wir endlich vorbei sind."

Wir wenden und fahren den Weg zum Wasserloch zurück. Vielleicht wenigstens vor einem Mog wieder auf die Piste.
Da kommen uns plötzlich alle drei entgegen. Sind auch den gleichen Weg abgebogen. Jetzt klappts auch mit dem Platz machen, obwohl der Wald viel enger ist als vorhin...
Am Wasserloch geht noch ein zweiter Weg ab. Ein umgestürzter Baum liegt quer davor und lässt den Weg auf den ersten Blick garnicht wie einen solchen aussehen. Spuren sind da auch keine, wir sind ja vorne dran

Der passt auch besser zum Roadbook. Vorhin in der Eile der Überholsituation übersehen.
Knapp an der Baumkrone vorbei und weiter.
Ha. Schön noch die drei Mogs in die Irre geführt. Nicht nett, aber irgendwie finde ich ein bisschen, dass wenigstens zwei davon es auch verdient hatten.

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Weiter. Piste. Martin kündigt einen "Winch Wall" an - eine Steilauffahrt, einen losen Hang hinauf. Wir rollen ran, Beifahrer raus.

Martin: "Mittig halten, Linkskurve und dann schau mal, wie weit du kommst."

Hias: "Des kannt fahrbar sei!"

Ist es auch. Jürgen steht oben am CP und begrüßt uns mit: "Und ich sagte noch, das fahren die doch alle rauf."

Vielleicht nicht mehr, wenn ein paar mehr Autos den Hang zerwühlt haben.
Stempel, weiter.

Nicht mehr sehr weit. Piste, Waldweg, Panzerpiste, die Ansage von Martin: "Zwei Kilometer Vollgas grade aus, dann Ziel." motiviert fürs letzte, Vollgas, alle Lampen an, Zieldurchfahrt, hurra!

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Ziellinienbier!

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Und dann ins Camp. Dort warten Andre, Gerhard und Ingo und erklären uns, dass mindestens einer vor uns ausgefallen wäre und auf dem Berger ins Camp kam. Das könnte was werden.

Spannung bis zur Siegerehrung.
Dann wirds klar:

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Hurra! Hätten wirklich nicht mehr damit gerechnet, dass die Wertung am letzten Tag noch einmal so sehr gerührt wird. Bei geschätzt sechs bis sieben Stunden Strafzeit, die wir am ersten Tag kassiert haben, ist der dritte Platz genial.

Zum Schluss gab es noch richtig guten Kuchen. Schade, dass so viel übrig blieb.


Vielen Dank an:
- das gesamte Team:
Gerhard, Andre und Ingo, ihr habt einen sehr großen Anteil an diesem Erfolg! So ein geniales Serviceteam hatten wir noch nie! Genau das, was man braucht um auf der Strecke zu performen, weil einem nicht sämtliche Schraubereien nachhängen.
- Die Organisation der Rallye. Klasse, dass trotz aller Widrigkeiten noch ein Rennen dieses Formats in erreichbarer Entfernung ausgetragen wird und sich hier viele mit vollem Herzblut engagieren.
- Autohaus Lust, Zittau. Zum ersten Mal durften wir mit dem Suzuki mitfahren. Ausgerechnet dann, als euer bester Mitarbeiter verhindert war
- Storchen Rallye Team. Für interessante Diskussionen, gegenseitige Hilfe im Camp, Verpflegung in den Zwischenetappen und eure Sichtweise auf den ganzen Zirkus
- Team Lutscher. Für Hilfe, Teile, Sprüche und eure saulässige Herangehensweise, trotzdem das Auto heil durchgebracht. So muss dass, immer weiter so!
- Team Vogelsang und Verhoeven. Immer da, wenn ich wieder mal Werkzeug gebraucht habe. Klasse!
- Niels Hatzmann: Immer um alle besorgt, stets das Wohlergehen aller Teilnehmer im Auge und für alle da.
Außerdem ein 1A Lkw-Mechaniker, falls ein paar Dakarteams noch jemanden brauchen.
- Alex, zum einen für die Rallye an sich, der Mann lebt das ganze und macht was geniales draus. Zum anderen dafür, dass er mit zwei Sätzen meine Ehe treffender beschreiben kann als ich selbst. ;)


Das Fünf-Tage-Format passt zum Prinzip "überschaubarer Aufwand und Preis". Die genehmigten Strecken geben leider auch nicht mehr als fünf Tage her, trotzdem haben wir in diesen fünf Tagen jeden Tag komplett andere Strecken gehabt. Super. Es hat sich auch jemand sichtbar drum bemüht, der Extremklasse immer ein paar Schmankerl zu verpassen. Gab es früher Etappen, an denen man von Start bis Ziel die ganze Zeit mindestens 30km/h gefahren ist, sind selbst bei der geradlinigsten Forstwegstrecke noch ein zwei Schleifen mit ein paar Steilauffahrten und schwieriger Navigation durchs Unterholz dabei. Das trockene Wetter hat hier leider etwas den Anspruch herausgenommen, dennoch machts richtig Spaß!
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Re: Winde eingebaut.

Beitragvon veb1282 » Mo, 09 Sep 2019, 23:51

Ja dann man Glückwunsch zum Erfolg. Und vielen Dank für die Mühe, uns hier teilhaben zu lassen. :thumbsup:
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Re: Winde eingebaut.

Beitragvon harm820 » Di, 10 Sep 2019, 15:40

Herzlichen Glückwunsch =D>

Saugeile Story danke dafür
"Im Rallyesport wurde meine Vermutung bestätigt, dass ein Auto mit zwei angetriebenen Rädern nur eine Notlösung ist."
Zitat: Walter Röhrl
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Re: Winde eingebaut.

Beitragvon muzmuzadi » Di, 10 Sep 2019, 20:17

Klasse Bericht und super Ergebnis!!
sebbo hat geschrieben:generell ist ein suzuki ein scheißhaus und nichts wert. jeder der geld dafür haben will macht dies mit betrügerischem vorsatz.
durch den tausch von geld gegen einen solchen scheißhaufen wirst du mitglied im suzuki offroad club und darfst dich offiziell als nicht ganz dicht bezeichnen :)
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Re: Winde eingebaut.

Beitragvon ohu » Do, 22 Okt 2020, 22:09

Rennbericht Rallye Breslau 2020, Team 303.

Samstag, 12.09.20

Dieses Jahr fand die Breslau Polen pandemiebedingt circa 10 Wochen später als sonst statt. Das hat uns unerwartet viel Zeit für die Vorbereitungen gegeben. Die war aber auch nötig, immerhin treten wir dieses Jahr mit zwei Autos an - dem Samurai mit Stammbesatzung in der Klasse Extreme Cars open (Breslau wie sie sein sollte), meine Frau Anja mit Beifahrer Edi auf einem Disco I in Cross Country Cars limited (die seriennahe Klasse ohne Winde für Wasserscheue).
Die Autos sind tatsächlich über eine Woche vor Abfahrt abfahrtsbereit, ein paar Details fehlen ja immer und sind als lustige Abendunterhaltung im Camp vorgesehen.
Für zwei Autos hat sich auch ein großes Serviceteam eingefunden, Gerhard, Max, Ingo und Andre sind alle schon einige bis viele Male dabei gewesen und wissen wie es läuft.
Abfahrt Samstag nachmittag. Wir gondeln mit den Anhängern gemütlich bis Hohenmölsen (ca. halbe Strecke), und übernachten auf einem Autohof. Max fährt mit Edi und Pavillion schon mal voraus und sucht uns einen Platz im Camp.

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Dank arg dichtem Verkehr um Berlin herum stehen wir den Sonntag arg viel im Stau, kommen abends erst ins Camp, versenken im Halbdunkel noch den Service-Lkw, Grill an, Wurst drauf, Feierabend. Wir schlafen gut, Aggregatbrummen und Becker-Touristik schaffen eine vertraute Atmosphäre im Hintergrund.

Montag, 14.09.2020
Camp aufbauen, Restarbeiten an den Autos, Technische Abnahme. Irgendwas fehlt ja immer, der Suzuki braucht noch einen neuen Tripmastersensor und das Windenseil draufgespult, Aufkleber gehören aufs Auto, der Land Rover hat noch ein paar mehr Kleinigkeiten wie Reifenfreigängigkeit, einen immer wieder abfallenden Endtopf und eine zu sehr exponierte Getriebeölleitung. Bastelmaterial ist ja vorhanden und so bringen wir den Montag auch rum.


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Viele alte Bekannte treffen wir auch wieder, die Freude aufs Rennen steigt. Nur der Gang durchs Fahrerlager beeindruckt. Die Extremklasse hat deutlich aufgerüstet. 37er oder 40er Maxxis, Coiloverfahrwerk und Doppelmotor- oder mechanische Winde scheinen zum Standard zu gehören. Bemerkenswert ist ein Portalachs-Proto, von Trasek gebaut, Portalachsen, offensichtlich äußerster Leichtbau. Man munkelt von 500PS auf 1,3 Tonnen. Aber auch das 6x6 Monster von Gilles Girousse soll dieses Mal tatsächlich mitfahren. Motor hinten, riesige Räder, Vorder- und Hinterachse gelenkt - damit verlieren viele Hindernisse ihren Schrecken.
Als Favoriten der Klasse gelten aber auch alte Bekannte mit viel Erfahrung - sowohl Jim Marsden als auch Franck Daurelle haben Erfahrung und taugliche Autos, Vorjahressieger David Drancourt geht mit äußerlich dem gleichen Auto an den Start. Trotz 35ern sieht die Kiste unscheinbar aus im Starterfeld.

Gilles:

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Dienstag, 15.09.2020
Start. Statt eines Showstarts werden alle Fahrzeuge in einen Parc Ferme vor dem Camp gesammelt, man kann sich einen schönen Überblick übers Fahrerfeld verschaffen.

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Abfahrt ca. 11 Uhr. Kurz zur Show unter dem Zielbogen durch.

Auf dem Plan stehen zunächst 50km Wertung bei Dretyn. Überführung auf Straße bis dahin.
Der neue Sensor für unseren Tripmaster zählt ab 40km/h nicht mehr, oder nur noch sporadisch. Das war im Stand nicht feststellbar.
Tankstopp unterwegs. Während ich tanke, justiert Martin den Abstand des Sensors nach.
Weiter. Sensor zählt besser, aber noch nicht gut. Egal, durchfahren bis zum Etappenstart, mit Stadtdurchfahrt Miastko und Tankstop ist die Überführungszeit eigentlich schon zu kurz.
Dort noch mal Sensor nachstellen und in der Startreihe einordnen.

Allrad eingelegt, Helmfunk an, Helme auf, Gurt zurechtgezupft, die Reihe vor uns wird kürzer, stehen vor der Uhr, fünf vier drei zwei eins Start!

Rein in den Wald, leicht nach links, mäßig schlechter Feldweg und Gas.
Öhm. Tu ich hier wirklich das richtige? Soll ich soviel Gas geben oder ist das schon zuviel? Sollte ich nicht lieber ganz woanders sein? Kann ich das überhaupt? Sollten wir angesichts der Konkurrenz nicht lieber gleich aufgeben? Die ersten drei-vier Kilometer sind irgendwie seltsam.
Dann greift das Rennfieber zu, die Drehzahlnadel fällt nicht mehr unter fünftausend. Juhu. Endlich wieder ungehemmt durch den Wald jagen.

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10km nach dem Start, rechts abbiegen.
Martin:
"Ich stellte gerade fest, dass das nicht passt. Äh. Wenden, wir waren 200m zu früh dran. "

Hias: "Ko des sei dos der Sensor ollawei no ned passt?"

Martin: "Möglich. Ich werde parallel das Garmin bemühen, du musst mir etwas Zeit geben."

Das fällt aber aus, der richtige Abzweig führt direkt auf einen Extrem-CP zu. Eine schon aus vergangenen Jahren bekannte sandige Auffahrt an einer Stromleitungstrasse, immer nur mit der Seilwinde bezwingbar.

Martin: "Ich steig aus und lauf hoch, du fährst soweit du kannst, dann gleich Winde raus."

Hias: "Jo eh, i hau no olle Sparrn eine"

Ein Auto ist noch vor uns, fährt rauf. Kein Wunder bei geschätzt min. 35"-Reifen und 200PS. Attacke mit dem Zwergjapaner. Ausreichend Anlauf ist vorhanden um in den zweiten Gang zu kommen und oben sind wir. Juhu.

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Beifahrer einladen, Stempel nicht vergessen und weiter.
An der Trasse entlang, gehts durch Buschwerk und niederes Gewächs, die Spuren kaum zu sehen, vorsichtig um nicht von Baumstümpfen oder Löchern überrascht zu werden.
Links ab und wieder auf die Cross-Country-Strecke. Jetzt wieder kräftig Gas geben. Vierter, Fünfter Gang in ständiger Abwechslung, das Drehzahlband immer zwischen 5000 und 6500 halten, die Karre nicht von der Strecke werfen und Kilometer machen.


Gelegentlich kommen wir an Häusern vorbei, hier stehen Tempolimits im Roadbook. Gibt immer eine kurze Verschnaufpause für 1-2km, danach wieder in den Wald und weiter geht die wilde Hatz. Wir sind recht zügig unterwegs, keine nennenswerten Navigationspatzer, keine Ausfälle, ans Auto gewöhnen wir uns wieder. Nach 50km durchs erste Ziel. Alles gut gelaufen.

40km Überführung. Tanken, kurze Durchsicht. Eins unserer neuen Achsfangbänder ist nicht ideal montiert, schlägt immer am Rahmen ein. Mist. Kann man einigermaßen unaufwendig beheben indem wir es demontieren, zerlegen, die untere Lasche umdrehen und alles wieder zusammentüdeln. Kostet aber eine Viertelstunde, die wir später am Start erscheinen. Das kann am Schlammloch oder auch im Staub problematisch werden. Egal.

Weiter an den Start, los gehts in 76km Etappe. Gas, das Auto antreiben, macht gerade richtig Spaß. Wald, Forst, schnelle Waldwege, einer nach dem anderen, kurz über Felder und doch wieder im Wald heizen. Für die Extremklasse gibts gesamt vier kleine Abzweige von der Hauptstrecke. Ein wenig durchs Unterholz, eine moderate Bachquerung, ein mit Bändern trassierter Zickzackkurs einen Waldhang entlang. Alles recht undramatisch, weils überaus trocken ist. Nass würden die Hänge deutlich herausfordernder sein. So sind wir nur vorsichtig um die Kurve, damit die Fuhre nicht kippt, der Rest eine nette Unterbrechung zu den Vollgasabschnitten.

Auch das ist Extremklasse: Zwischen Baumstümpfen und Wurzelwerk hindurch:
Bild

Im letzten Drittel dieser Teiletappe biegen wir auf einen alten Bahndamm ein - der ist zum ebenen Schotterweg ausgebaut und lässt sich mit richtig Tempo fahren - gelegentliche Querwege oder andere Wellen sind aber gemeine Sprungschanzen, neben dem Bahndamm liegt ein Side-by-Side im Acker. Hier das richtige Tempo finden bzw. rechtzeitig bremsen ist auch Erfahrungssache.
Wir legen uns die ganze Etappe immer wieder mit dem 6x6 von Gilles an. Das Ding ist schnell und liegt ganz gut auf den Pisten, Leistung ist auch nennenswert vorhanden. Noch sind wir aber ein Stück schneller. Aber Gilles ist bestimmt noch nicht in der letzten Ausbaustufe.
An den Extremstellen werden wir meist von ihm überholt. Wir sind da etwas vorsichtiger unterwegs, schmäler, weniger Bodenfreiheit, holen dann auf den schnellen und vor allem den buckligen Passagen wieder auf. Ein paar langsame Cross-Country-Autos überholen wir gemeinsam, hier macht das neue Rallye Safety System echt Spaß. Überholabsicht per Knopfdruck ankündigen, der Wagen vor mir bekommt einen Alarm und bestätigt diesen und sollte dann auch auf die Seite fahren.
Es kommt noch eine kleine Bachdurchfahrt. Völlig undramatisch, leicht schlammig an der Ausfahrt, auch für die CC im Roadbook enthalten. Das ist offensichtlich, es steckt nämlich ein CC-Landcruiser an der Ausfahrt. Die würden Bergehilfe brauchen. Vermutlich würde kurz anhängen ausreichen. Nicht aber mit dem Suzuki. Der ist leicht und bei der letzten Landcruiser-Bergung haben wir uns die Kupplung abgeraucht. Für eine Windenaktion sind wir dann doch zu sehr unter Strom, wollen gute Zeiten fahren. Also rechts im tieferen Schlamm vorbei und raus. Nach uns kommen noch Lkws, Discovery-Klasse und auch noch einige gemütlichere Autos in der Extrem.
Schulternzuckend sind wir weiter.
Alsbald Zieldurchfahrt, die letzten 20km gingen ruckzuck vorüber.

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Tanken, und noch 40km Überführung ins Camp. Keine Schäden am Suzuki. Luftfilter reinigen, Kardanwellen schmieren, Ölstand und Reifendruck prüfen. Zudem eine gründliche Durchsicht, ob nicht noch einige Baufehler wie vergessene Schrauben dabei sind.
Kurz nach uns trudelt auch unser zweites Teammitglied ein.
Der Discovery hat ein paar Kleinigkeiten mitgebracht. Lose baumelnder Kabelbaum, rausgefallener Scheinwerfer, ein paar vergessene Verschraubungen, alles kein Weltuntergang, ein recht entspannter Abend fürs Team.
Im Samurai hats heute für Platz vier gereicht. Überraschend, wir hatten nicht das Gefühl so weit vorn zu sein, ein paar kleinere Patzer haben uns doch ein wenig Zeit gekostet.

Mittwoch, 16.09.2020
Der Wecker klingelt um halb sieben. Handy rausangeln, die per WhatsApp verschickte Startliste öffnen - ah, Startzeit 9:28 ab Campausfahrt - gut, ein wenig liegenbleiben kann man noch.
Heute sind wieder zwei Etappen geplant, einmal 110, einmal 130km.

Die erste besteht auch zum größten Teil aus spaßigem Cross Country. Ab in den Wald, an vierter Stelle des Feldes und versuchen die Position zu halten.

Bild

Klappt auch - bis Martin nach 30km von einer falschen Kilometrierung aus der Bahn geworfen wird.

Martin: "Hier jetzt rechts rauffahren."

Hias: "Machma, schaugt nach Extrempassasch aus"

Martin: "Einskommafünf Kilometer gradaus, dann links"

Wir fahren einen kaum befahrennen Waldweg entlang, passieren mehrere Kreuzungen. Das ist schon relativ ungewöhnlich, ich möchte meinen Beifahrer jedoch nicht beirren.
Nach 1,5km kommt jedoch keine Kreuzung, die danach und auch die davor entsprechen so garnicht dem Roadbookbild.
Martin: "Dreh vielleicht doch mal um. Das kann nicht passen. Wir fahren zurück bis zur letzten eindeutigen Kreuzung. Mist aber auch, es lief bis eben so gut!"

Wir wenden, fahren die Strecke ein gutes Stück zurück (Dafür ist der "Danger"-Knopf, der andere Autos im Umkreis von ein paar hundert Metern warnt echt nicht verkehrt), und setzen die Navigation neu an.
An der fraglichen Kreuzung stellt Martin fest, dass die Kilometrierung nicht passt. Na super. Also geradeaus weiter. Derweil haben uns bestimmt zwei oder drei Konkurrenten passiert. Doof. Langsam fahren wir weiter, sichergehen, dass das Roadbook auch passt. Jolly überholt uns. Oh. Der ist immer im Mittelfeld unterwegs.
Egal. Weiter, es sollte gleich eine größere Kreuzung kommen. Jolly steht da, Platten hinten rechts. Drancourt und ein anderer irren hier auch rum. Scheint doch etwas verwirrend zu sein.
Für uns ist die weitere Richtung klar, links, bald wieder rechts. Nach links einen kurzen Sandhang rauf, läuft auch ohne Sperren. Wieder drei Kilometer später, eine T-Kreuzung die nicht eindeutig erscheint. Kurz angehalten, überlegt. Drancourt holt uns ein, biegt nach rechts ab.
Martin entscheidet sich auch für rechts. 50m weiter fehlt aber der nächste Abzweig. Hinter uns noch Gilles. In allen drei Fahrzeugen merken wir es nahezu zeitgleich und beginnen die synchrone Kehrtwende auf engem Waldweg.
Zurück. Ah, eine zu früh abgebogen. Eine enge Mehrfachkombination hat uns ausgetrickst.
Weiter in wildem Tempo, wir schenken uns nichts. Dem Schachbrettmuster der Forstwege im Zickzack folgend sind es immer wieder schnurgerade Sprintstrecken, gefolgt von scharfen 90°-Kurven.

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Die Strecke trägt uns nach Süden und schwenkt auf eine alte, nach Nordwesten laufende Bahnstrecke ein. Hier liegen noch die Bahnschwellen im Boden, grober Schotter, durchmischt vom hier vorherrschenden Sand. Das Fahrwerk muss viel Arbeiten, volle Leistung vom Motor wird weniger in Vortrieb und mehr in Dämpfung gewandelt. Die Federbeine erreichen bis zu 110°C. Hm, vielleicht etwas Tempo rausnehmen, ist aber noch nicht kritisch.
Die anderen sind auch nicht schneller. Trotzdem passiert unser kleiner Extrem-Konvoi zwei weitere Cross-Country-Fahrzeuge, die hier Fahrwerksmäßig nicht mitkommen (sind ja auch die Limited-Klasse).

Circa 20km Bahndamm sind überwunden, links ab auf Teerstraße, 8km weit, mit Tempolimit. Ist ja auch eine öffentliche Straße. Mit 60 rollen wir alle dahin, Zeit für einen Schluck Wasser. Ortsdurchfahrt, 30, danach rechts raus und ins Unterholz. Es geht durch enge und vor allem zugewachsene alte Wege, teilweise mit sehr schwer zu findenden Abzweigungen, Tempo mäßig, fahrerische Herausforderung besteht darin, das Auto nicht umzuwerfen oder ein verstecktes Loch zu erwischen. Eine leicht schlammige Bachdurchfahrt kommt. Mist, Kompressor war nicht eingeschaltet, keine Druckluft auf dem System. Kurze Wartezeit, bis wenigstens 4 Bar anliegen, Sperren rein und durch. Derweil sind unsere Begleiter weit weg. Egal. Weiter. Die Strecke vereint sich wieder mit der etwas schnelleren CC-Piste, wir geben wieder richtig Gas und haben auch bald wieder Gilles ein- und überholt. Noch 30km.

Martin: "Hier jetzt mal bitte langsam fahren, es liegt eine Roadbookänderung vor, ich muss das überblicken.", Ah, diese Kreuzung fällt weg, jetzt hier 200m vorfahren und dann links".

Wir kreuzen einen breiten Forstweg.
Hias: "Sicher do links? ist gstrichelt in deim Roadbook"

Martin: "Ja, ist ja eine Änderung. Einen Kilometer gradaus, dann links."

Wir biegen ab, Vollgas vorgeprescht, zwei andere Querwege kommen, jedoch nicht an der richtigen Kilometrierung. Seltsam. Stimmt wieder nicht. Umdrehen.

Hias: "Do an da Kreizung stengan de 'Uwaga Rajd'-Schuidln, ois wia wann mir groadaus fahrn miassadn und ned links wie grad."

Martin: "Im Roadbook ist aber eindeutig links abbiegen verzeichnet. Die Änderung war nur die Kilometrierung. Moment."

Er gräbt im Handschuhfach und findet die Kladde mit den Roadbookänderungen.

"Da steht: Change Distance to... und Change Picture... oh. Fahr geradeaus."

Wir sind wieder im Roadbook. 25 km Waldwege später im ersten Ziel für heute.
Überführung, Tanken, kurze Durchsicht, Hotdogs. Keine Auffälligkeiten. Ab in die zweite Teiletappe.

130km bei Borne Sulinowo. Das Roadbook kündigt auch hier keine dramatischen Schwierigkeiten an.
Ab auf die Strecke, rein in den Wald. Nach ein paar Kilometern schon zweigen wir von der ausgefahrenen Hauptstrecke ins Unterholz ab. An einer Schonung entlang geht es einige Male recht steil bergauf und bergab, an einer ziemlich steilen Auffahrt hängen wir.

Martin: "Ich steig aus und wir nehmen die Winde."

Hias: "Ned so schnöi. Hob zwengs da Kurvngängigkeit de vurdane Sperrn nöd eiglegt."

Martin: "Dann gib acht, dass wir hier nicht umfallen, ich finde das bedenklich."

In der Vorderachse befindet sich eine einfache Differentialsperre mit acht Stiften, welche immer ein wenig Zeit zum Einlegen benötigt und tunlichst nicht unter Last eingelegt werden sollte. Darum verzichte ich bei mäßig schwierigen Passagen auf ihren Einsatz. Hier wäre sie nötig. Vorsichtig rückwärts runterrollen, ohne sich in Baumstümpfen oder ähnlichen Ungemütlichkeiten zu verfangen, Luftdruck aufbringen, noch ein Stück rollen, erster Gang wieder rein und jetzt gehts solide bergauf.
Weiter, wieder in den dichten Wald.
Spuren sind kaum zu sehen, aus ein paar geknickten Pflanzen ist zu erraten, wo das Roadbook einen Abzweig vorsieht. Links runter, steil, wieder rauffahren könnte schwierig werden. Unten in einem engen Tal gehts gegenüber gleich wieder über mehrere Stufen steil bergauf, oben ein CP. Martin läuft voran, hält Ausschau nach versteckten Hindernissen. Ein wenig Slalom ist erforderlich, es sind einige grobe Steine im Dickicht. Geht aber auch mit zwei Sperren, diese zu umzirkeln.
Nur die letzte Stufe ist schon etwas zu zerwühlt, zu steil und auch mit leichter Schräglage versehen. Das schafft das Auto nur bis zur Hälfte. Für die letzten fünf Meter muss dann doch die Winde ran.

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Bis das Seil am Baum ist, kommt Gilles von hinten an, rechts neben uns einfach mit Karacho den Hang hinauf. Drei Achsen, gute Gewichtsverteilung und große Reifen, die Kiste geht einfach gut.
Seil ran, anziehen und mit Radantrieb unterstützen. Mist. Rückwärtsgang erwischt. Brauche eine Kontrolleuchte. Haben uns gleich mal 10cm nach unten gegraben.
Vorwärtsgang rein und jetzt gehts auch den Berg rauf.
Seil rein, Stempel und weiter.

Geht wieder auf die CC-Strecke. Flott dahin, wir jagen Gilles und Grosland hinterher.
Waldstrecke, viele Bodenwellen. Kann echt unangenehm zu fahren sein, wenn man den richtigen Gang und den richtigen Gaspedalrhythmus gefunden hat, macht es aber richtig Spaß, dahinzuhoppeln. Gelegentlich hüpft das Auto mal etwas mehr oder die Hinterachse keilt aus (immer noch zu wenig Zugstufe), aber es ist nur Sand, Gras oder Waldboden den man trifft. Bis auf einen kopfgroßen Stein, der am Streckenrand liegt. Den treffe ich formschön mit dem linken Hinterrad.

Hias: "Zefix. Des wars Hinterradl. Heast as blosn?"

Kopf aus dem Fenster gestreckt, Sichtkontrolle.
Die Felge ist am äußeren Horn stark eingebeult, der Reifen lässt Luft am. Mist.
Links neben der Strecke ein schönes Plätzchen im Wald, angehalten.
Martin baut den Wagenheber zusammen, ich löse die Radmuttern, Auto geht hoch, Reifen runter, anderen drauf, zwei Muttern wieder fest und Martin lässt schon wieder ab. Alles anziehen, Werkzeug und alten Reifen verstauen, weiter. Das Manöver hat zehn Minuten gekostet, zwei weitere Autos kamen derweil an uns vorbei.
Egal. Wieder auf die Piste und weiter.

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Wir arbeiten uns über die Strecke. Nicht viel spektakuläres. Schöne Landschaften, viel Wald, einige Tempolimits, eine nette kleine Extraschleife für die Extrem durchs Unterholz, wir überholen wieder vier andere aus unserer Klasse, nur noch schnelle Waldwege und Zieldurchfahrt für heute. Dank Reifenpanne und ein paar kleinen Navigationsschwierigkeiten reicht es heute leider nur für Platz 6 von 23.
Überführung, Tanken, auf Teerstraße ins Camp. Keine nennenswerten Schäden, normale Durchsicht. Alles abschmieren, neuen Reservereifen drauf, die krumme Felge für den Notfall mit dem Hammer richten, Ölstandskontrolle und Scheibe putzen. Ein Elektrolüfter hat einen deutlichen Lagerschaden und sehr viel Spiel. Ist schnell getauscht.

Der Disco kam bis jetzt auch gut durch.
Der Kühlerhalter ist etwas in Mitleidenschaft gezogen und braucht etwas Verstärkung, ein 200mm-Nagel hat sich in einen Reifen verfangen und die Luft abgelassen. Im Camp wird mit Gummiwürsten geflickt. (Danke an Robert!)
Ansonsten auch hier keine wilden Baustellen, die größte Schwierigkeit des Abends besteht im borstigen Eisbein.

Donnerstag, 17.09.20
Heute sind Campverlegung und drei Wertungsetappen geplant. Zwei im Umkreis des ersten Camps bei Gwda Wielka, die dritte als Nachtetappe dann vom zweiten Camp in Drawsko.
Erste Etappe, 50km bei Okonek. Anreise auf Straße, Anstellen am Start und los gehts.

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Ein paar schnelle weite Stellen, ein wenig enges Gezirkel durch den Wald, einige andere Autos am Straßenrand, viel Vollgas und immer bemüht, die optimale Balance zwischen Geschwindigkeit und Fahrstabilität zu finden.
Wir überholen keinen, werden nicht überholt und sind einfach nach 55min wieder im Ziel. Das war spaßig. Kurz, aber spaßig.

Kurze Verschnaufpause, wir haben 1,5 Stunden.

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Überführungszeit für 20km. Gemütlich los, Tanken, bis nach Czarne. Dort warten wir und das halbe Feld, bis wir wieder starten dürfen. Dauert vermutlich bis alle Mopeds und LKW aus dieser Strecke raus sind.
Zeit, sich mit den anderen Teams zu unterhalten.
Manch einer ist noch viel länger dabei als wir das glauben können, wenn auch das Spitzenfeld von noch nicht so langjährigen Teilnehmern dominiert wird.

Start in wieder rund 50km Czarne Poligon. Das ist spaßig. Anfangs noch ein paar Kilometer Höchstgeschwindigkeit (115km/h), gehts bald in die tiefsandigen Kurven auf dem Schießplatz. Dass die LKW-Klasse vor uns hier war merkt man deutlich. Tief ausgefahrene Kurven, der schmale Suzuki passt nur auf einer Seite in die Spurrillen, der Sand hat merklich Bremswirkung und wir unterliegen nennenswerter Kippgefahr. Dazwischen immer wieder sandige Geraden, bei denen Beschleunigungsleistung gefragt ist. Nicht gerade ein Heimspiel mit unserem Auto, aber wir schlagen uns ganz brauchbar.

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Unterwegs legen wir uns mit einigen anderen Fahrzeugen der CC-Klasse an, überholen teamintern den Discovery, werden von einem Jeep Wrangler ordentlich versägt, schlucken Staub und nochmals Staub, drücken auf diesem Zickzackkurs permanent den "Gefahrmeldung quittieren"-Knopf (kein Wunder, wir nähern uns einer Gefahrenstelle immer wieder auf ein paar hundert Meter), biegen in die zweite Runde ein, die der ersten kaum ähnelt, am Bahnübergangssprunghügel rechts weg, Ziel.
Fartig für den Tag.
Wieder Platz 6 von 23. Es lief eigentlich alles glatt, bei anderen eben auch. Die Breslau entscheidet sich eh am Schlammloch, und bisher ist es eigentlich zu trocken für uns.

Kurz nach uns kommt auch der Disco ins Ziel, Nachricht ans Team, dass wir intakt sind und auf Achse ins zweite Camp reisen. Ingo ist als Nachhut im ersten Camp geblieben um ggf. bei Defekten aufladen zu können und fährt daraufhin los.

Die Überführung machen wir mit gemütlichen 80km/h und cruisen durchs schöne Pommern. Irgendwo an der 20 gibt es eine Tankstelle mit Sprit, Kaffee und Pizzaschnitten, das ist uns idyllisch genug um zu viert ein Päuschen in der Nachmittagssonne einzulegen.

Dann nach Drawsko ins Camp. Gerhard, Ingo, Andre und Max waren fleißig und haben den kompletten Pavillionpark wieder errichtet, wir rollen direkt für die technische Durchsicht in die Garagen ein.

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Das Ausgangslager der Kupplungsglocke hat recht viel Spiel. Tauschen? Alles ist noch ziemlich betriebswarm. Das Öl sieht gut und klar aus. Alle befummeln den Flansch und äußern ihre Meinung. Letzten Endes ist das Spiel verschwunden, als alles wieder abgekühlt ist.
Abendessen, Roadbook bemalen, Roadbookänderungen aus Whatsapp ins Roadbook übertragen, Einstimmen auf die Nachtfahrt.

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Geht heute relativ früh los, wir starten 22:50 im Poligon.
Am Vorstart stellen wir die Scheinwerfer noch mal ein, während der Überführung haben diese sonstwohin geleuchtet. Der Linke hat eine Schraube verloren. Kabelbinder muss es richten.
Zügiger Start, Navigation läuft gut, erster großer Platz mit Multigabelung auf Anhieb richtig überquert, wir sind richtig schön im Roadbook. Wir überholen keinen, werden nicht eingeholt, es ist leicht feucht und wenig Staub in der Luft, bis auf gelegentlichen Lichtschein am Horizont sind wir gefühlt komplett alleine auf der Strecke.
25km sind ohne Schwierigkeiten überwunden. Roadbookänderung.
Martin gibt links vorm Zaun abbiegen vor.
Seltsam. Wenig Spuren. Kaum befahren.
Die nächste Kreuzung passt einigermaßen. Die danach nicht mehr. Mist.
Suche im Dunkeln, die Schneise dort, könnte das ein Weg sein?
Hin und her. Einen, zwei Kilometer weit.
Hias: "bei woichana Kreizung bist dia no sicha gwen?"

Martin: "Zurück zum Zaun, da haben die Kilometer noch exakt gepasst."
Den Weg dorthin wiederfinden ist schon schwierig, es sieht aus der anderen Richtung alles anders aus.
Zurück am Zaun.
Martin: "Die Kreuzung hier hat noch gepasst."
Er deutet auf eine T-Kreuzung im Roadbook, bei der man nach links abbiegen soll. Ein Zaun ist mit abgebildet.
Hias: "Owa dös ko ned de sei, wei es geht hier ja a groußa Weg grodaus weida."

Martin: "Hä? Fahr mal gradeaus weiter, vielleicht passen die Kilometer nicht ganz. War ja Roadbookänderung."

Vor, nächste Kreuzung passt nicht. Nochmal zurück. Zur vorletzten Kreuzung. Die war wiederum gut. Wieder wenden, wieder die Kreuzung mit dem Zaun. Etliche Teilnehmer passieren uns derweil.

Martin: "Oh. Das Roadbookbild ist um 90 Grad GEDREHT! Fahr geradeaus weiter."

Das tun wir und das Roadbook passt auch wieder.
Jetzt sind wir aber voll im Konvoi drin. Ein Phänomen, welches wir bei fast jeder Nachtetappe beobachten. Manch ein Beifahrer ist von den Schwierigkeiten der Navigation auf den Panzerpisten überfordert, das zugehörige Auto irrt eine Weile ziellos umher, bis ein später gestarteter Teilnehmer mit meist auch niedrigerem Tempo, aber auch sicherer Navigation des Wegs kommt. Der verzweifelte Beifahrer bittet den Fahrer, hinterherzufahren, bis er wieder ins Roadbook kommt.
Es bildet sich rasch ein mäßig schneller Konvoi aus vier bis zehn Autos, der in gemächlichem Tempo ins Ziel fährt. Wir sind jetzt genau dahinter. Eigentlich nicht unsere Geschwindigkeit, und eigentlich haben wir auch den Einstieg ins Roadbook wieder. Also versuchen wir wieder nach vorne zu kommen. Überholen ein Auto, noch eines, gondeln an einer engeren Stelle eine Weile hinterher, kommen mit dem Konvoi auf einer großen Vielfachkreuzung mit mindestens 12 Abbiegungen raus. Hier ists breit, Martin hat sich recht schnell für die richtige Richtung entschieden, die Gelegenheit, sich nach vorne abzusetzen. Ich fahre links am Konvoi vorbei, Bodenwelle nach Bodenwelle, in der nächsten ist nennenswert Wasser.

Alles Finster. Voll in die Eisen.
Martin: "Mach bitte die Wischer an, ich sehe garnichts mehr!"

Hias: "San scho oo, de Frontscheinwerfer san hoid voi mit Baaz."
Martin: "WISCHEN!"
Hias: "Huift nix, mia ham koa Liacht!"

Scheinwerfer am Dach an, sind nur mäßig versaut, und man sieht wenigstens ein bisschen was. Aber eigentlich nicht viel.
Martin: "Ich seh immer noch nichts, jetzt wisch doch mal!"

Hilft nichts. Ausgestiegen und die Haupscheinwerfer mit dem Jackensaum grob gereinigt. Die Scheinwerferwaschanlage hatte ich wegen defekter Düsen nicht wieder eingebaut.
Licht ist wieder da, Beifahrer beruhigt, weiter gehts. Der Konvoi hat uns zwischenzeitlich wieder passiert. Blöd.

Weiter. Größere Pfützen werden jetzt gezielt umfahren, der Konvoi wieder mal ein- und überholt (komme mir langsam auch ziemlich doof vor), irgendwo gibt es eine relativ einfache Wasserdurchfahrt.

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Nach vierzig Kilometern kommen wir an der Behelfsstahlbrücke im Wald vorbei. Da wir wenig Lust auf nasse Füße haben geht es vorsichtig über die Brücke und nicht durchs Wasser daneben.
Weiter, etwas unübersichtlich über zwei folgende Kreuzungen, noch wenige Kilometer bis ins Ziel.
Zwei, drei Autos kommen uns entgegen. Offenbar suchen die etwas. Wir kommen an die nächste Kreuzung. Direkt davor, auf unserem Weg ist Flatterband quer gespannt.

Martin: "Kann nicht sein. Die Kreuzung passt ganz exakt. Umfahr das Band, es ist eh nicht mehr weit ins Ziel."

Hias: "Dös is eh weiss und ned vom Euro4x4. Dös schaugt aus ois wars vo ona Übung üba."

Links gehen eh Spuren dran vorbei. Band umfahren, ab ins Ziel.
Haben dieses mal Platz 9 in der Nachtetappe. Das ging schon mal besser.

Rückfahrt ins Camp. Fehleranalyse. Der Navigationsfehler beruht darauf, dass ein Bild der Roadbookänderung mit T-Kreuzung eigentlich das gleiche wie zuvor war, nur eben um 90° gedreht. Flüchtigkeitsfehler, vor allem wenn man die Änderungen vom Handydisplay abschreibt. Wir einigen uns drauf, dass ich die Änderungen künftig noch mal gegenchecke. Ist ja nicht zum ersten Mal passiert und hat uns heute leicht 10 Minuten gekostet.
Durchsicht am Auto offenbart keine Schäden. Immerhin.
Der Disco trudelt eine Weile später ein, die nächtliche Navigation hat hier einiges an Nerven gekostet. Aber auch hier keine nennenswerten Schäden. Also ab ins Bett, Tanken und Service morgen Vormittag.

Freitag, 18.09.2020

Zwei längere Etappen auf dem Truppenübungsplatz Drawsko sind heute vorgesehen. Bekanntes Gelände, hier machts Spaß, viele Möglichkeiten, nass zu werden und die Winde zu brauchen. So sollts sein.
Los geht es mit 95km. Am Vorstart stellen wir fest, dass wir nach der Nachtetappe vergessen haben frisches Trinkwasser einzupacken. Mist. Die halb angesüffelten Flaschen hat jemand rausgeräumt. Wir schnorren diverse Serviceleute an, die Besatzung vom Vorstart überlässt und zwei Pullen. Sehr gut, Trockenlauf kann nämlich sehr unangenehm werden. Dafür nehmen wir auch eine kurze Startverzögerung in Kauf. Ab auf die Piste, wir starten aufgrund der mäßig verlaufenen Nachtetappe recht weit hinten, haben was aufzuholen.

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Viele tief ausgefahrene Sandbahnen. Motorleistung ist gefordert. Die Temperatur steigt. 120°C. Kann nicht sein. Anhalten, Check. Der große E-Lüfter läuft nicht. Haben wir aber beim Service heute morgen geprüft?

Hias: "Des werd da Tempraturschoita sei. Des is uns scho a moi varreckt."

Zwei 6,3er Flachstecker vom Schalter abgezogen, mit dem Leatherman gebrückt - Lüfter läuft an.

Martin: "Ärgerlich. Am besten überbrücken, oder?"

Hias: "Wagoklemme. Du kannst de Kabeln dawei abisoliern"

Martin isoliert die Kabel mit dem Leatherman ab und verbrennt sich die Finger am Auspuff, während ich in der Ersatzteilkiste eine Wagoklemme zu Tage fördere. Dran, Lüfter läuft, Temperatur ist gefallen, weiter gehts.

Weiter auf Piste, dann aber Abzweig auf eine wenig befahrene Nebenstrecke. Panzerwellen mit Löchern, schlammig, teilweise wassergefüllt, die Ausfahrten zerwühlt. Hier sind Reifenprofil, Reifengröße, Differentialsperren und vor allem geschickte Spurwahl gefragt.
Klappt, bis auf das letzte Loch. Hängen etwas schräg an der Ausfahrt. Könnte man nochmal versuchen, aber wir sind auch mit der Winde schnell am Baum und draußen aus dem Loch. Materialschonender, wenngleich auch etwas langsamer.
Die Strecke wird wieder harmloser und mündet wieder auf der CC-Piste ein. Enge Navigation auf dem Schießplatz. Viele Spuren, noch mehr Staub, andere Autos, alles herausfordernd und wir haben nicht gleich auf Anhieb die richtige Abzweigung. Nicht wild. Wenig später kommt eine bekannte Wasserdurchfahrt - mitten in der Wiese, ohne Baum, ein Berge-MAN als Windenpunkt geparkt.
Garnicht lange versuchen, rangefahren, Martin springt mit dem Seil los und überprüft beim Durchwaten die Tiefe.
Ist mit dem Seil schneller am Windenpunkt als Sjoerd, der Beifahrer auf der holländischen 333, der vor uns schon dastand. Zackig Zug aufs Seil und im Schlamm überholt. Wasserstand erträglich. Drüben raus, Beifahrer rein, Stempel geholt und weiter auf die Piste.

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Wir gasen wieder einige Kilometer, Panzerpiste rauf, Waldweg runter. Auf dem Übungsplatz laufen viele Baumaßnahmen. Viele stark wellige Wege wurden glatt abgezogen und mit grobem Schotter versehen. Das macht die Strecke deutlich schneller, viele Kurven lassen sich im Drift nehmen - die alten Wellenstrecken waren aber auch eine Herausforderung für sich und erforderten einen gut dosierten und getakteten Umgang mit dem Gaspedal, um nicht von der Strecke abzufliegen.

So sinds aber erst mal wieder einige Kilometer CC-Strecke. Panzertrack, Waldweg und wieder Panzerpiste.

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Auch die CC-Strecke hat eine kleine Wasserdurchfahrt. Nichts wildes, schafft eigentlich jeder Geländewagen mit MTs. Und dennoch hängt hier einer. Der hat sich auch richtig tief festgefahren. Bergegurt hängt dran, Beifahrer guckt traurig. Aber auch hier sind wir für eine schnelle Zugbergung zu leicht, vor allem nach vorne, die Ausfahrt rauf. Rechts vorbei und mit den Schultern gezuckt. Wir würden entweder massiv Zeit verbraten oder uns die Kupplung verreiben, wenn nicht noch mehr.

Also weiter.
Ausgebremst werden wir vor allem auf den Panzerpisten, tief ausgefahren und wir sind doch eher mit niedriger Leistung unterwegs. Eine dieser Pisten endet an einem Birkenbruchwald. Kleine Wasserdurchfahrt, dann entlang des Baches, nochmal hindurch, einen ausgewaschenen Sandhang hinauf und wieder auf die Hauptstrecke zurück.

Kommen wieder am Staudamm Borowo vorbei. Zweite Schleife. Überholen einen 130er mit Markise, der in der Discovery-Klasse mitfährt. Na wenn da mal ein Baum einhakt...
Kurz drauf wieder die CC-Wasserdurchfahrt und das Auto hängt immer noch drin. Blöd. Aber es rangiert schon ein Landcruiser aus der Extrem Limited und schickt sich zur Bergung an. Okay. Ab und weiter, bei uns tun zehn Minuten auch echt weh.

Gegen Ende der Etappe befahren wir noch eine längere Baustelle auf dem Truppenübungsplatz. Die ist mit Tempolimit und offenbar wird hier eifrig an den Wegen gebaut. Zwei kleine Wasserdurchfahrten sind abgelassen und werden geschottert und entschärft. Es ist nur mehr ein 30cm-Rinnsal zu durchqueren.

Martin: "Durch diese Maßnahmen verlieren die Durchfahrten an Herausforderung. Schade."

Hias: "San da zvui Hummer steckabliem, etz werds leichta gmacht?"

Was auch immer der Grund sein mag, es ist nicht mehr weit bis zum Ziel.
Fertig, zur Hälfte. 2 Stunden Zeit bis zum nächsten Start.
15km Rückfahrt ins Camp. Ich lasse den durchnässten Martin am Campeingang raus, fahre nach Drawsko, volltanken, zurück ins Camp.

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Kleiner Service für Mensch und Maschine - einen Happen essen, Durchsicht, neuer Luftfilter, Roadbookkontrolle, Wasser auffüllen und dann wieder ab in den Poligon.

125km hat die zweite Teiletappe. Start, kurz hinter uns Gilles im 6x6. Der jagt uns über die Piste. Kompasskurs. Der Hightech-Tripmaster darf seine Fähigkeiten ausspielen. Flott weiter, Gilles braucht noch. Kommt erst allmählich wieder ran, im Tiefsand ist er eben schneller, ich lasse ihn vorbei. Aber abhängen soll er uns nicht. Prompt verfahren sie sich kurz und wir sind wieder vorne. Erneut Annäherung im Rückspiegel. Es geht weg von der Piste, in engen Latschenwald, niederer Bewuchs, enge Kurven, kurze Abbiegungen. Der Suzuki als klassisches Försterauto kann hier seine Stärken ausspielen, Gilles ist hinter uns verschwunden. Immer über 5000 Umdrehungen, häufig am Begrenzer, immer Leistung am Gang vorhanden.

Wir nähern uns einer Sumpfdurchfahrt.
Links und rechts mit Trassierband begrenzt, zwischen den Bäumen am Ufer gibt es zwei mögliche Durchfahrten.

Links hängt der Grosland (Nr. 302) drin. Ziemlich schräg, hat ein tiefes Loch unter dem Wasserspiegel erwischt.
Rechts schickt sich gerade die 323 an, der Beifahrer ist grade mit dem Windenseil in der Hand auf dem Weg ins Wasser. Hinter uns kommt grade Gilles am Loch an.
Wohin? Nicht den Vorsprung wieder verlieren. Vielleicht links neben dem Grosland vorbei und dann diagonal durch? Martin läuft das ab. Richtig fiese Stufe. Nee, da werfen wir das Auto um.
Am Grosland hantieren sie mittlerweile an der Heckwinde herum. Das wird so schnell nichts. Die 323 ist mittlerweile ins Loch eingefahren, wincht sich langsam durch. Also schnell dahin, bevor die Durchfahrt versperrt ist.

Martin durchquert unter Einsatz aller Gliedmaßen den Sumpf. "Halte Dich etwas weiter rechts, durch das Unterholz hindurch und dann kommen wir neben den Defender aus dem Loch."

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Die 323 ist durch den Sumpf und kämpft mit der Ausfahrt. Unser Seil hängt an einem Baum zwei Meter rechts davon, mit vollem Windentempo ziehen wir uns durch den Sumpf, ran an die Auffahrt. Aber raus dürfen wir nicht, Trassierband zwing uns nach links. Wir hängen die Winde um, aber jetzt 323 hat die Umlenkrolle angehängt und versperrt den Weg. Wir kommen die Auffahrt zwei Meter weiter rauf, müssen dann aber nochmal umhängen um das letzte Stück um die Kurve zu kommen. Aber dann sind wir wieder draußen.

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Hinter uns Gilles. Der hat jetzt eine direkte gerade Linie auf einen Baum zu und deutlich weniger Kippgefahr. Sobald er am Baum hängt Vollgas, Motor heult auf, 6 Räder wühlen kräftig voran und durch ist er.
Hias: "Sowas will ich auch haben!"

Sind trotzdem noch vor Gilles am CP und wieder auf Strecke. Kurz drauf, gemein versteckt, eine kleine Wasserdurchfahrt, undramatisch zu bewältigen.
Weiter. Piste entlang blasen.
Ein seltsames Schrönz-Geräusch ertönt. Wiederholt sich. Vor allem beim Einfedern oder Bremsen. Auskuppeln, Gasgeben, es wird lauter.

Martin: "Halte bitte an, dieses Geräusch sollten wir nicht unbeachtet lassen."

Rechts ran. Suche. Räder, Radkasten in Ordnung. Von vorne hat sich ein gurkendicker Ast rechts über die Vorderachse in den Getriebetunnel geschoben, wird von der Kardanwelle abgefräst. Daher die Geräuschkulisse. Lässt sich bequem nach vorne rausziehen.

Hias: "Dusel ghabt, häd denkt dös war etzas wos wirklich wuids, Getriebe hi oder so!"

Gilles hat uns zwischenzeitlich nicht wieder eingeholt.
Weiter. Recht bald gehts links weg, in einen kaum befahrenen Wald. Flatterband. Anfahrt "Ladoga"-Loch.
An der Bruchkante von Wald auf Sumpfland ist ein kleines Rinnsal zu überwinden. Dahinter deutlich weicherer Boden, von Sumpfgras und ähnlichem Gesträuch bestanden. Trägt, aber zerwühlt man einmal die Grasnarbe, liegen die Achsen schnell auf dem Boden auf. Zudem gibt es kaum geeigneten Bewuchs, um sich auf das Sumpfgebiet zu winchen. Darum erst in Position rangiert, beide Sperren rein und dann mit Schwung gradeaus auf den Sumpf. Ein paar hundert Meter auf zweifelhaft tragfähigem Untergrund, und dann stehen wir am eigentlichen Hindernis. Ein langes Sumpfloch, zum Zeitpunkt unserer Ankunft schon ordentlich zerwühlt und die Ausfahrt auch nicht mehr wirklich fahrbar. Aber wir haben Glück - niemand hängt im Loch, keine blockierte Spur. Wir können das Seil gleich auf einen Baum in direkter Linie hinter der Ausfahrt hängen. Weit weg, hier reichen 30m nicht mehr, aber eine gute Zuglinie.

Zunächst muss sich Martin aber mit dem Seil durch den Sumpf kämpfen. Das ist ein schwieriges Unterfangen. Es ist recht wenig Wasser drin, der verbliebene Schlamm umso zäher. Über Funk kommen Beschwerden:
"Ich kann mich kaum noch bewegen!"
"Der Schlamm zieht mir die Schuhe von den Füßen"

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Martin ist kurz davor, über den Sumpf zu robben. Schließlich kommt er durch, Seil an den Baum, Zug auf die Winde. Es geht hart an die Druckgrenze der Winde, ich fahre im zweiten, schnellen Gang mit rund 250 bar Druck. Solang sich das Auto noch bewegt, gibt es keinen Grund die Bewegung zu stoppen und zurückzuschalten. Also weiter gut Zug aufs Seil und hindurch.

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Drüben Stempel geholt, die 334 steht am CP, die Besatzung schraubt. Oh. Naja, weiter.
Wieder ab auf die Piste. Einige Kilometer Piste heizen, zur Beifahrerverwirrung wird mal wieder eine kleine Schleife mit Kompasskurs gefahren.

Wasserdurchfahrt an der Behelfsbrücke. Ein paar Zuschauer haben sich eingefunden und wollen keine langweiligen Brückenüberfahrten sehen. Also wurde die Brücke mit einem kleinen Bäumchen blockiert. Gestern Nacht lag es noch nicht da. Ab durchs Wasser. Unkritisch, weniger als einen Meter tief, tragfähiger Untergrund. Weiter, wieder an die Kreuzung mit dem irreführenden Flatterband, außenrum und wieder auf die CC-Strecke. Es kommen noch einige wenige kleine Wasserdurchfahrten, keine Herausforderungen mehr, nur noch die Zeit ins Ziel tragen.

Lief klasse. Die Etappe hat richtig Spaß gemacht. So lieben wir die Breslau, so dürfte es jeden Tag sein. Fünfter Platz in der Extremklasse.
Gut gelaunt gehts ins Camp zurück, Service am Auto, Duschen, Abendessen.
Keine Schäden, normaler Verschleiß, auch die diversen Getriebeöle haben noch eine gesunde Farbe. Abschmieren, Luftfilter neu, Lichtmaschine, Schrauben, Bremsen prüfen.
Sehr entspannt.

Der Discovery fehlt. Anruf von Anja. Auto läuft, aber lauft bläst zwischen Krümmer und Auspuff rechts raus. Motor läuft eher bescheiden und nicht rund. Sind aber noch durchs Ziel.
Wahrscheinlich Notlauf wegen seltsamen Abgaswerten.
Sie tuckern gemächlich ins Camp, dort behebt Andre den Schaden mit viel Gefummel (neue Muttern auf die Stehbolzenreste applizieren) feldmäßig. Motorlauf wieder gut. Das Fahrwerk am Disco ist gerade für Drawsko mit den serienmäßigen Federn viel zu weich, speziell auf der Hinterachse. Härtere und auch etwas längere Federn hätten wir im Camp dabei, man entscheidet sich jedoch gegen einen Tausch, für einen Tag lohnt das nicht mehr.

Samstag, 19.09.20
Letzter Tag. 130km Drawsko. Es ist Zeit, sich die Chancen auszurechnen und gegebenenfalls zu taktieren.
Gesamtwertung bis jetzt:
1: 312 Marsden/Ayre 14:18
2: 328 Mere/Kujawski 14:21
3: 301 Drancourt/Walocha 15:27
4: 303 Hertwig/Hertwig 16:12 <-- Wir!
5: 334 Plomp/Wijnia 18:10
6: 325 Daurelle/Hollender 18:19

Plätze eins und zwei fahren ein Rennen für sich. Drei Minuten Differenz, aber über eine Stunde zum Dritten. Da müsste schon massiv was schieflaufen, um die vom Treppchen zu werfen. Die 301 fährt meistens unser Tempo, manchmal etwas schneller, oder einfach mit weniger Malheur zwischendurch. 45 Minuten auf normaler Strecke aufholen ist eigentlich nicht möglich. Aber mit Glück am Schlammloch kann das klappen.
Die 334 steht uns im Camp gegenüber, die startet heute nicht mehr, haben einen gröberen Schaden.
Die 325 ist ein ziemlich schnelles Auto, wir sind eigentlich nur bei Windenpassagen schneller, auf Weichsandpiste keine Chance, auf Bodenwellen gewinnt auch der längere Radstand. Da sie einen Ausfall am zweiten Tag hatten, sind sie recht weit hinten. Zwei Stunden Zeitpolster sollten uns aber genug Abstand sein.

Also: Der dritte Platz scheint möglich. Gas geben, schneller am Sumpf sein als die 301 und mit Glück wirds was.

Ab in den Poligon, Start heute recht spät mit 12:30, da alle Klassen die gleiche Strecke fahren. Wir sind das vierte Extremauto. Zügig gehts los, Piste, nach 15km eine kleine unproblematische Wasserdurchfahrt im Birkenbruchwald, nach 20km haben uns Daurelle/Hollender (325) ein- und überholt. Eine Herausforderung, dort dranzubleiben. Bis sie 5km später kurz stehenbleiben. Navigation? Problem?
Egal, wir sind gleich vorbei und zunächst liegen wir wieder vor ihnen. Bei 35km stehen Drancourt/Walocha am Streckenrand. Haube offen, sind am Schrauben.

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Da stehen sie, Drancourt/Walocha.

Hias: "De sand am drittn Platz. Etzad hammas eigholt."
Martin: "Die Etappe ist noch lang."

Eigentlich wünscht man ja niemanden einen Ausfall, aber irgendwie profitieren wir doch. Außerdem ist Haube auf noch lange kein Indiz dafür, nicht mehr weiter zu fahren.

Wenig später tauchen Daurelle/Hollender immer mal wieder im Rückspiegel auf. Recht weit entfernt, mal da, mal nicht. Ab km 45 hängen sie dauerhaft hinter uns, Überholalarm geht an. Okay, da waren sie aber lang geduldig. Rechts halten, vom Gas, vorbeilassen. Aber dann wieder dranbleiben. Die Wasserdurchfahrt mit der Behelfsbrücke, dieses Mal von Norden angefahren. Liegt der dicke Ast noch auf der anderen Seite der Brücke? Lieber durchs Wasser. Drüben raus und wieder aufs Gas gegangen.

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Vielleicht war es etwas viel Drehmoment im feuchten Sand. Jedenfalls ertönt jetzt beim Fahren ein lautes Knacken. Proportional zur Geschwindigkeit. Anhalten. Sichtprüfung. Nichts zu sehen. Vorsichtig anfahren, ein lautes Knacken, verbunden mit einem Ruck durchs Auto. Richtung Hinterachse.

Martin: "Ich vermute, der hintere Achsantrieb hat einen Schaden an Tellerrad oder Triebling. Dieses fahren wir auch schon seit fünf Jahren ohne Tausch."

Hias: "A Schaaß. I fohr a moi staad weida, hab scho erlebt das sowas no lang hebt"

Mit stark verringertem Tempo geht es weiter. Ein Ohr an der Achse, ja nicht zuviel Drehmoment draufbringen, immer damit rechnen, dass das Diff plötzlich blockiert, das Auto ausbricht und wir uns seitlich überschlagen.
Das Geräusch der Hinterachse wird über die nächsten fünf Kilometer lauter und häßlicher.

Hias: "I daad moana, mia baun etzad de hintane Kardanwejn aus, weil ned das def Diff na no im Baazloch blockiert."

55km Etappe geschafft. Rechts ran. Zwei Dreizehner rausgekramt, Martin legt sich unters Auto und baut die Kardanwelle aus.
Ich lasse derweil Luft aus den Reifen. 1 Bar an der Vorderachse und 1,4 hinten sorgt für besseren Vortrieb, aber auch eine deutlich erhöhte Gefahr, die Reifen von den Felgen zu drücken.
Kardanwelle aufs Dach gezurrt, alles wieder verstaut, weiter. Fünf andere Extrem-Autos passieren uns. Aber die 301 ist nicht dabei. Haben die ein größeres Problem?

Martin: "Der Tripmaster zählt nicht mehr. Mist. Die Schrauben der Kardanwelle lösen ja den Sensor aus."

Nochmal rechts ran. Schrauben wieder an den Getriebeflansch geschraubt.. Wieder zwei Autos an uns vorbei, wieder ist die 301 nicht dabei.

Hias: "Wenn bei dene jetzt was hi is, müsstma nur no ganz griabig ins zui fahrn. Zwoa Stund ham wir Puffer, des sollt doch glanga!"

Martin: "Wenn sie denn wirklich ausfallen und nicht nur eine längere Reparatur ausführen. Noch ist das Rennen nicht vorbei."

Also weiter. Das Geräusch ist verstummt, also war es wenigstens wirklich ein Problem an der Hinterachse. Nur mit Fronttrieb sind wir auch schon etliche Kilometer weit gekommen. Mit mäßig Tempo, aber auch nicht zu langsam. Zu spät am Sumpf und man kann mit Pech und einer schmalen Durchfahrt eine Stunde verlieren. Zu schnell eine Bodenwelle übersehen und es drückt uns einen Reifen, mit Pech zwei ab, wir haben aber nur einen Reserve.

Einige Tiefsandstellen sind schwierig und bremsen uns aus, aber noch schaffen wir es fahrenderweise. Jetzt nur nicht den Antriebsstrang zur Vorderachse zu sehr überlasten, trotzdem in Schwung bleiben, sonst hängen wir.
Bei 75km erneut das Ladogaloch. Erhöhter Schwierigkeitsgrad mit Frontantrieb. Fahrend kommen wir nicht mal über das kleine Rinnsal bei der Anfahrt. Das niedere Buschwerk muss, großzügig mit dem Baumgurt umschlungen, irgendwie als Windenpunkt dienen um uns auf den Sumpf zu ziehen. Gemeinsam mit der angetriebenen Vorderachse klappt das auch.

Am eigentlichen Sumpf ist dann Stau. Alle Anwesenden haben sich entschieden, den Sumpf am linken Rand zu durchqueren. Ganz vorne, noch vor der schmalen Ausfahrt windet sich einer auf die Ausfahrt zu, dahinter stehen noch zwei weitere Autos an.
Martin springt schnell raus, schnappt sich das Seil und watet auf der mittleren Spur durch, Seil an den Baum hinter der Ausfahrt und Zug auf die Winde. Leider hat der Mitbewerber vorne es zwischenzeitlich geschafft, sich bis zur Ausfahrt zu winchen, zieht sich uns voll in den eben noch freien Weg. Unser Seil verhakt sich fast in dessen rechtem Spiegel.

Naja, wer zuerst kommt, mahlt zuerst. Seil lockern und Martin zieht es zur Seite, damit sichs nicht in dem Defender verhakt. Wir stehen in Schräglage an recht tiefer Stelle, der Schlamm quillt durch den Bodenablauf ins Auto, die Pedale verschwinden allmählich.

Der Defender hat umgehängt, es reicht jedoch die Zugkraft nicht. Er lenkt um. Mangels Umlenkrolle direkt durch einen Schäkel.

Martin über Funk: "Jetzt reißt gleich ein Seil, das kann noch dauern..."

Wie durch ein Wunder reißt kein Seil, der Defender zieht sich raus, wir gleich hinterher. Am CP werden wir auf einen Platten vorne links aufmerksam gemacht. Reifen von der Felge gedrückt. Das auch noch. Mist.
Zur Seite gewincht, Auto hochgekurbelt, Reserverad drauf.

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Martin: "Diese Etappe mag uns nicht. Vielleicht war es doch etwas arg wenig Luftdruck."

Hias: "Ko sei. I probiers moi mit 1,2 bar"

Das Rad vorne links wird also auf 1,2 abgelassen.
Weiter, wieder auf die Piste.

Der leicht höhere Luftdruck macht sich bemerkbar, vielleicht auch das höhere Gewicht durch den jetzt am Auto klebenden Schlamm, jedenfalls wühlen wir etwas mehr im Sand. Ich versuche stets Antriebstrampeln zu vermeiden, das geht nämlich schnell los und beansprucht den Antriebsstrang doch recht arg.

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Bei 90km T-Kreuzung, scharf links und gleich einen sandigen Hang hoch. Mäßig schwungvoll, leider reicht es nicht aus. Rückwärts runterrollen und rückwärts den Gegenhang hinauf, vorwärts über die Kreuzung und allen Schwung mitnehmen, der geht. Reicht. Die Vorderachse trampelt etwas, aber wir schaffens in die Ebene und können wieder beschleunigen. Dreimal um die Kurve und wieder ein ähnlicher Hang, hier keine Möglichkeit zum Schwungholen. Zudem noch jede Menge Beschleunigungswellen. Voll aufs Gas, ran, die Fuhre wird langsamer, die Räder wühlen und trampeln. Weit und breit kein Baum fürs Windenseil, mit Müh und Not kommen wir rauf.

Hias: "2018 ois wia uns de Kardanwejn hintn aussegflogn is, da san mia no vui brutaler gfoan, des hod gschebbat, leckomio"

Martin: "Danach war aber auch das vordere Tellerrad angeknackst. Nicht defekt, aber nicht mehr gut."

Weiter. KNACK.

Hias: "jetzad zerlegt sich des hintane Diff endgültig oder wos?"

KNACK.

Martin: "Das hört und fühlt sich genauso an wie vorhin, bevor wir die Kardanwelle ausbauten. Kommt auch von hinten."

KNACK. Fühlt sich aber nicht gut an. Ruckeln im Antriebsstrang, da ist was im Kraftfluss. Oder blockiert doch einfach nur die Hinterachse immer mal wieder?
Erheblich vom Gas gegangen, gelauscht. KNACK-KNACK. KACK.
Wir rollen noch ein paar Meter dahin, es wird schlimmer, plötzlich fehlt der Kraftfluss. Ausrollen.
Es scheint das vordere Differential auch noch hinüber zu sein.
MIST.
Wir winchen uns von der Strecke, Fehleranalyse.
Kardanwelle noch da. Kein radiales Spiel am Triebling (im Gegensatz zu dem der Hinterachse). Kraftfluss immer mal wieder kurz da, aber auch gleich wieder weg. Vorderachssperre lässt sich nicht mehr einlegen - rückt nicht mehr ein. Steckachsen erscheinen von den Geräuschen her unwahrscheinlich. Passt am ehesten zu einem Schaden an Tellerrad oder Triebling. Mist. Damit sind beide Achsen außer Gefecht. Ein wenig Rollen ist noch möglich.
Wir sind aber bei 95km von 130. Dazu noch ein Schlammloch. Ein paar Kilometer mit der Winde und Restantrieb würgen würden wir noch mit Gewalt durchziehen.
Aber bei der Reststrecke?
Irgendwie geben wir leider doch viel zu schnell auf. Rennen vorbei. Bergung angerufen.

Das wars mit der Breslau 2020.

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Später kommen noch ein paar gemütliche LKW vorbei. Bieten uns an, ins Ziel zu schleppen. Tja, sind schon aus dem Rennen. Bergung kommt.
Auf dem Berge-LKW werden wir noch an der Siegerehrung vorbeigefahren - wie mit der Schandgeige durchs Dorf gejagt...
Ins Camp, verladen, keine Party. Ich treffe noch Maxence Walocha - Beifahrer auf der 301 - sie haben sich kurz nach uns an der Behelfsbrücke richtig übel verkeilt und kamen ohne fremde Hilfe nicht wieder raus. Ähnlich bedröppelte Stimmung wie bei uns.
Wir fahren noch am gleichen Abend bis Berlin.

Gesamt haben wir Platz 11 erreicht. Hätten wir die Bordkarte noch abgegeben, wärs ein CP mehr gewesen, zwei Stunden schneller, aber was hilfts?
Vielleicht hätten wir nicht so schnell aufgeben sollen. Hintere Kardanwelle wieder rein und mit Restvortrieb und Winde noch kämpfen, vielleicht auf einen netten LKW hoffen, der uns durchs Ziel zieht? Wer weiß, hinterher ist man immer schlauer, aber bei keiner der Varianten wäre das Treppchen noch drin gewesen, und Theorien kann man viele anstellen. So bleibt eine große Baustelle und das Wissen, dass wir wiederkommen. Es ist immer noch eine Rechnung offen.

Anja und Edi im Disco kamen übrigens komplett und ohne Schäden durch, auch hier ist eine Wiederholung geplant.
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